31.08.2021

ZG Raiffeisen präsentiert Erntebilanz und neue Entspelzungsanlage

Mehr als 3,5 Mio. EUR investierte die ZG Raiffeisen in den Umbau ihres Standorts im Mainhafen Wertheim zu einer Entspelzungsanlage für Dinkel. Foto: Archiv

Den Ort für ihre traditionelle Getreide-Pressekonferenz hatte die ZG Raiffeisen nicht zufällig ausgewählt. Nach den Zahlen der diesjährigen Ernte präsentierte die badische Hauptgenossenschaft ihre neue Dinkelentspelzungsanlage im Wertheimer Hafen. Mit einer Gesamtinvestition von über 3,5 Mio. EUR setzt sie ein Zeichen in Richtung Zukunft für die badischen Landwirte, die bereits jetzt profitieren können. Denn in der insgesamt eher durchwachsenen Erntebilanz zeigt sich die aufstrebende Nischenkultur mit guten Erträgen.

„Dinkel hat auch ein deutlich besseres Preisniveau als Weizen“, erläutert Hermann Frey, der als Be-reichsleiter die Getreidevermarktung bei der ZG Raiffeisen verantwortet. „Insofern können die Land-wirte zufrieden sein, die unseren Empfehlungen gefolgt sind und auf Dinkel gesetzt haben.“ Die neue Anlage in Wertheim erhöht die Kapazität der Genossenschaft, die Anliefermengen für die Vermarktung aufzubereiten. Bei Dinkel muss der Spelz vom Korn getrennt werden.

In dem insgesamt deutlich kühleren und feuchteren Jahr 2021 blieben alle anderen Getreidekulturen hinter den Erwartungen zurück, die Ernte für Mais und Sojabohnen steht noch aus. „Wir rechnen mit einem Start im Oktober“, so Frey. Die Aussichten für beide Kulturen seien in diesem Jahr jedoch deut-lich besser als in den drei Vorjahren, in denen anhaltende Hitze und Trockenheit zu extremen Einbußen geführt hatten.

Lange Zeit hatten die Getreideexperten bei der ZG Raiffeisen auch für Getreide mit einer besseren Bilanz gerechnet, die sich letztlich auf Vorjahresniveau einpendelt. Zwar verzögerte sich die Aussaat bei den Sommerkulturen, die Bestände hätten sich optisch jedoch durchweg gut präsentiert. „Das kühle und feuchte Wetter zur Blüte und in der Kornfüllungsphase führte zu relativ kleinen Körnern und  somit zu einem geringeren Hektolitergewicht im Vergleich zu den Vorjahren“, erläuterte Frey. 

Im Gegensatz zu anderen Regionen im Südwesten Deutschlands blieben die Landwirte im badischen Arbeitsgebiet der ZG Raiffeisen zum größten Teil von witterungsbedingten Katastrophen verschont. Durch Flächenüberflutungen oder Druckwasser entlang des Hochrheins sowie durch Hagel kam es laut Frey allerdings partiell zu Schäden.  

Internationale Preisentwicklungen extrem volatil
Immer komplexer und kaum noch berechenbar gestalten sich laut dem Vermarktungsexperten die Preisentwicklungen an den Getreidemärkten. „Selbst die Prognosen der großen internationalen Ver-bände erfüllen sich nicht“, betont er mit Blick auf das vergangene Jahr, in dem sich anstatt des erwar-teten Überschusses ein Defizit für die weltweite Versorgung einstellte. Große Mengenabrufe aus China und trockenheitsbedingte Ernteeinbußen waren die treibenden Faktoren. 

„Die Märkte sind weiterhin sehr nervös und die Preise volatil“, so Frey. Im Gegensatz zur Vergangen-heit notierten Vorverträge in diesem Jahr deutlich schlechter als die Preise während der Ernte. Aus diesem Grund empfiehlt die Genossenschaft ihren Landwirten Modelle mit Mindestpreisabsicherung, um von steigenden Preisen profitieren zu können.

Dinkel-Erfassung bei Biogetreide verdoppelt sich
Sukzessive im Aufbau befindet sich bei der ZG Raiffeisen die Vermarkung von Biogetreide – mit einer Verdoppelung bei der Erfassung der Spezialkultur  Dinkel. „In den kommenden Jahren wird ein flä-chendeckendes Erfassungsnetz für ökologisch angebaute Erntemengen entstehen“, so der für die Agrar-Bereiche verantwortliche Vorstand Dr. Holger Löbbert. Während sich die Preise für konventio-nelles Getreide aktuell sehr positiv entwickeln, ist bei Bio-Getreide Luft nach oben. „Bei uns in Deutschland ist die Forcierung des ökologischen Anbaus politisch gewollt, der weltweite Markt zeigt sich davon aber unbeeindruckt“, erläutert Löbbert.

Die Grundstimmung in der gesamten ZG Raiffeisen-Gruppe bleibt nach dem Rekordergebnis im ver-gangenen Jahr positiv. „Wir befinden uns in allen Geschäftsbereichen auf oder deutlich über dem Planniveau“, so Vorstand Lukas Roßhart. Umsatzrückgänge im Heizölgeschäft seien nach einem Jahr mit einigen Vorzieheffekten infolge Mehrwertsteuersenkung und bevorstehender CO2-Steuer erwartet worden. Besonders positiv entwickelten sich weiter die ZG Raiffeisen Märkte. Die Ergebnishochrech-nung für die gesamte Unternehmensgruppe befindet sich laut Roßhart aktuell auf dem gleichen Niveau wie im August 2020.
 

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