08.11.2022

Brot und Daten: Wie ein Partnerprojekt regionale Wertschöpfung und Digitalisierung verknüpft

Jochen Schneider (li.) von der ZG Raiffeisen und Dr. Daniel Werth vom Ferdinand-Steinbeis-Institut stellen das Projekt beim Presstermin im ZG Raiffeisen Markt in Bühl vor.

Ein Brot, das ganz aus der Region stammt? Dessen Geschichte sich vom Saatgut bis zum fertigen Produkt in einem Radius von wenigen 100 Kilometern abspielt und digital komplett nachvollziehen lässt? In einem bislang in der Branche einzigartigen Projekt hat die ZG Raiffeisen diese Idee mit weiteren Partnern aus Handel und Produktion umgesetzt. Begleitet wurde sie dabei vom Ferdinand-Steinbeis-Institut (FSTI).

„Beim Emmer-Projekt treffen Nachhaltigkeit, Lieferkettentransparenz und modernste Datentechnik direkt aufeinander“, formuliert es Dr. Daniel Werth vom FSTI. Das sichtbare Ergebnis – ein Emmer-Brot – ist jetzt in den Bäckerei-Filialen von Peter’s gute Backstube (Bühl) und Härdtner (Heilbronn) erhältlich.

Was der Verbraucher auf den ersten Blick nicht sieht, aber über einen auf der Brot-Banderole abgedruckten QR-Code erfahren kann, ist die Wertschöpfungskette dahinter: von der Aussaat des zertifizierten Emmer-Getreides im Frühjahr bei regionalen Landwirten über den Mahlprozess bei der Bischoff-Mühle (Landau) nach der Ernte bis hin zur jetzt angelaufenen Produktion in den Backstuben bei Härdtner und Peter’s. Wertvolle Informationen wie die Aufwuchsbedingungen des Getreides oder die Mehlqualität wurden digital erfasst. Das FSTI forscht seit Jahren zu so genannten kooperativen Datenräumen.

Die ZG Raiffeisen hat einen solchen Datenraum jetzt für das Projekt Emmerbrot programmieren lassen und konnte Landwirte und weitere Produktionspartner für die Idee gewinnen. In der Wertschöpfungskette des Brots steht sie als Produzent von zertifiziertem Saatgut ganz am Anfang und ist als Vermarktungspartner der Landwirte wichtiges Bindeglied zu den weiterverarbeitenden Abnehmern. Im Projektverlauf bedeutete das konkret: Die ZG Raiffeisen erfasste die Ernte der Erzeugerbetriebe und belieferte die Bischhoff-Mühle. Diese wiederum produzierte das von den beiden Bäckereien bestellten Mengen Emmer-Mehl.

Jochen Schneider, der zum Zeitpunkt der Projektentstehung für digitale Aktivitäten der ZG Raiffeisen insbesondere im Agrarumfeld verantwortlich war, erkannte das Potenzial eines kooperativen Datenraums sofort, als das FSTI an ihn herantrat: „Die lückenlose Darstellung der Wertschöpfungskette, die in unserem Fall auch noch komplett in der Region verortet ist, greift das zunehmende Bedürfnis der Verbraucher nach Transparenz auf. Das Datenraummodell kann auch im Zusammenhang mit den wachsenden Anforderungen von Lieferkettenregularien wichtig werden.“

Die beiden Bäckerei-Betriebe und die Mühle sehen die Zukunftsfähigkeit ebenfalls. „Gerade wir regionalen Unternehmen müssen im harten Wettbewerb nach neuen Wegen suchen, um die Verbraucher von unseren Produkten zu überzeugen“, so Johannes Ketterer von Peter’s guter Backstube. Dabei ist allen Projektbeteiligten bewusst, dass ein harter betriebswirtschaftlicher Mehrwert auf sich warten lassen kann: „Das hängt vor allem davon ab, ob sich auch der größere Teil der Verbraucher davon überzeugen lässt, für Lebensmittel mehr Geld auszugeben“, sagt Lars Härdtner-Sauselen.

Dennoch denken die ZG Raiffeisen und auch das FSTI bereits an zukünftige Umsetzungsmöglichkeiten. Für das FSTI hat das Emmer -Projekt Signalwirkung, denn: „Es zeigt, welche Bedeutung und welche Möglichkeiten der Großhandel und weitere Unternehmen aus Landwirtschaft, Handwerk und Mittelstand in der digitalen Transformation haben“, betont Daniel Werth.

Die ZG Raiffeisen lotet derzeit aus, welche Wertschöpfungsketten sich ebenfalls für den geschaffenen Datenraum eignen. Nach Emmer könnten leicht andere landwirtschaftliche Erzeugnisse in den Fokus genommen werden. Dinkel etwa, der deutlich mehr Mengenpotenzial hat als die Nischenkultur Emmer, oder Braugerste: Auf Brot und Daten könnte also Bier und Daten folgen.

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