24.08.2020
Jens Kreutzfeldt

Offene Ohren auf beiden Seiten: Bürgermeisterin besucht Agrar-Standort Tauberbischofsheim

Grünes Licht in maximal 15 Minuten: Stefan Petras, Dr. Christoph Kunz, Anette Schmidt, Florian Böß (von links nach rechts, Foto: ZG Raiffeisen)

Nicht immer tut sich die Politik leicht damit, die schwierige Lage der Landwirtschaft zu verstehen. Bei der Amtseinführung von Anette Schmidt 2019 bat Niederlassungsleiter Florian Böß die frischgebackene Bürgermeisterin von Tauberbischofsheim, sich doch vor Ort selbst ein Bild zu machen. Gesagt, getan: Schmidt kam, um zuzuhören – und um ganz konkrete Fragen zu stellen.

Für die Bürgermeisterin gab es gleich mehrere Gründe, sich vor Ort zu informieren und dabei ganz genau hinzusehen. Mit rund 170.000 Tonnen erfasstem Getreide im Jahr ist die ZG Raiffeisen Marktführer in der Region. Sie versorgt rund 1.500 Landwirte mit Betriebsmitteln und vermarktet die Ernte unter dem Dach einer genossenschaftlichen Gemeinschaft.

Neben der Lebensmittelindustrie beliefert sie außerdem die örtliche Distelhäuser Brauerei mit Braugerste aus dem Taubertal. Gerade bei den gegenwärtigen Temperaturen erfreuen sich die Erzeugnisse der Distelhäuser Braukunst besonderer Beliebtheit. Nicht zuletzt ist das Unternehmen außerdem noch ein regionaler Arbeitgeber mit mehreren Niederlassungen in Nordbaden und Franken.

Weniger Wartezeit

Der Rundgang am 4. August 2020 begann am neuen Hochleistungs-Erfassungsstandort am Dittwarer Bahnhof, der erst 2019 eröffnet wurde. Regionalleiter Christoph Kunz erläuterte das Konzept der Anlage, das ganz auf eine schnelle und reibungslose Abwicklung der Anlieferung von Getreide ausgelegt ist. Mitten im Erntebetrieb konnte die Besucherin in Echtzeit erleben, wie Traktorgespanne mit 40 Tonnen Ladung in weniger als 15 Minuten abgefertigt werden. Lange Anlieferungsschlangen gehören damit der Vergangenheit an. Wie es sich für eine einheimische Bürgermeisterin gehört, kannte Schmidt, die selbst aus Tauberbischofsheim stammt, einige der anliefernden Landwirte persönlich. Zeit für ein kurzes Gespräch, bis die Ampel wieder auf Grün springt und die Annahme weitergeht

Enttäuschende Ernte

An den bescheidenen Ernteresultaten in diesem Jahr kann aber auch die beste Erfassungstechnik nichts ändern. Die lange Trockenheit haben Nordbaden vor allem beim Wintergetreide weit unterdurchschnittliche Mengen und Qualitäten beschert, die Aussichten für die Maisernte sind ebenfalls wenig ermutigend. Raps, Sommerweizen und Sommergerste stehen dagegen ziemlich gut da.

Hier zeigte sich, wie sich das Standortkonzept auch bei der Qualitätskontrolle bezahlt macht: Bereits bei Anlieferung wird von jeder Ladung eine Probe gezogen und ohne Wartezeit sofort untersucht. Mithilfe von Rückstellmustern kann jede Lieferung auch nachträglich zurückverfolgt werden.

Das Mischdünger-Konzept hilft auch, "rote Gebiete" zu entlasten

Neben der Bedeutung von Genossenschaften für die Wirtschaft im Allgemeinen und für die Landwirtschaft im Besonderen ließen konkrete kritische Fragen der Bürgermeisterin nicht lange auf sich warten. Welchen Beitrag kann die Landwirtschaft leisten, um den Klimawandel zu bekämpfen und die Nitratbelastung im Main-Tauber-Kreis zu senken?

Hier ist die ZG Raiffeisen mit ihrem Mischdünger-Konzept gut aufgestellt. In der Agrar-Niederlassung in der Altenau beispielsweise können sich Landwirte individuelle Düngermischungen anfertigen lassen, die mittels Bodenanalyse genau auf den Bedarf ihrer Äcker abgestimmt sind. So wird kein Gramm Dünger mehr als notwendig ausgebracht. Vor allem im Weinbau werden so inzwischen viele hundert Hektar bei der Rebendüngung mit Mischdünger versorgt, was die Situation der sogenannten „roten Gebiete“ langfristig deutlich verbessern dürfte.

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