21.06.2023

ZG Raiffeisen: Zahl der Mitglieder auf Höchststand

Die ZG Raiffeisen-Gruppe blickt erneut auf ein gutes Geschäftsjahr zurück. Bei einem Umsatz von 1,58 Mrd. Euro erwirtschaftete das Unternehmen mit Sitz in Karlsruhe 2022 ein Ergebnis vor Steuern (EBT) von 19,9 Mio. Bei den Mitgliederzahlen vermeldet die genossenschaftliche Konzernmutter Höchststand.

Mit 4.917 hat die ZG Raiffeisen so viele Mitglieder wie nie zuvor. In der am Freitag stattfindenden Generalversammlung entscheiden diese über die Auszahlung einer Dividende von 3 Prozent, die damit um 50 Prozent gegenüber dem Vorjahr steigt. Zusammen mit der Warenrückvergütung, die auf getätigte Käufe von Betriebsmitteln erfolgt, werden dann mehr als 1,5 Mio. Euro an die Mitglieder ausgeschüttet.

„Das ist ein wichtiges Signal an die Landwirte, die vor dem Hintergrund von Klimawandel, agrarpolitischen Entwicklungen und Preisturbulenzen weiter stark unter Druck stehen“, so die Vorstände Lukas Roßhart und Dr. Holger Löbbert bei der Bilanz-Pressekonferenz im Raiffeisenhaus in Karlsruhe.

Mit dem Geschäftsjahr 2022 zeigten sich die Vorstände äußerst zufrieden. Signifikante Umsatzzuwächse insbesondere in den Bereichen Agrar und Energie seien maßgeblich durch die Preisentwicklungen an den internationalen Märkten getrieben worden. „Jedoch haben Weitblick und Expertise unserer Teams in Einkauf und Vertrieb dafür gesorgt, dass wir die Rahmenbedingungen für eine gute Entwicklung nutzen konnten“, betonten Roßhart und Löbbert.

Blick auf die einzelnen Geschäftsbereiche

An den volatilen Agrar-Rohstoffmärkten bewiesen die Einkaufs- und Vermarktungsexperten der ZG Raiffeisen den richtigen Blick auf Chancen und Risiken. Der Geschäftsbereich Agrar steigerte seinen Umsatz gegenüber dem Vorjahr um mehr als 30 Prozent auf 444,4 Mio. EURO. „Die Preis-Höhenflüge an den internationalen Getreide-Märkten führten auch bei den Ackerbaubetrieben zu einem guten Einkommen, während Sonderkulturbetriebe 2022 stark zu leiden hatten“, sagte Löbbert, der das Agrarressort verantwortet. Denn Obst- und Weinbauern mussten nicht nur ebenfalls einen heftigen Anstieg ihrer Betriebskosten hinnehmen, sondern waren auch für ihre Erzeugnisse einem hohen internationalen Preisdruck ausgesetzt.

Generell bleiben die Rahmenbedingungen für die Landwirtschaft schwierig. Die Genossenschaft will aber gerade vor den Herausforderungen von Klima- und Strukturwandel starker Partner der Landwirte in Baden bleiben. Strategisch verfolgt sie dafür verschiedene Ansätze. In zwei neue große Bio-Erfassungsstandorte investiert die ZG Raiffeisen aktuell mehrere Millionen Euro. Innovative Verfahren wie die Ausbringung von Pflanzenschutz mittels Drohnen im Weinbau stärken nicht nur die Zukunftsfähigkeit von Sonderkulturbetrieben, sondern zahlen, dank Betriebsmittelreduzierung, auch auf das Thema Nachhaltigkeit ein.

Mit knapp 13 Prozent Umsatzzuwachs schloss der Geschäftsbereich Technik ein weiteres erfolgreiches Geschäftsjahr ab, in dem er auch die Anzahl verkaufter Traktoren nochmals deutlich steigerte. Ackerbaubetriebe, die hohe Vermarktungspreise für ihre Ernte erzielten, investierten vielfach, Förderprogramme und ein günstiges Zinsniveau 2022 stärkten die Nachfrage zusätzlich. „Der in den vergangenen Jahren erhöhte Maschinenbestand im Arbeitsgebiet gewährleistet weiterhin eine gute Auslastung der ZG Raiffeisen Technik-Werkstätten, in deren Infrastruktur wir weiter investieren“, so Vorstand Löbbert. Allein in diesem Jahr fließen rund 8 Mio. Euro in moderne Neubauten.

Das Raiffeisen Kraftfutterwerk in Kehl (RKW) behauptete sich auch 2022 in einem sehr schwierigen Umfeld, das von folgenden Faktoren geprägt war: weiterhin rückläufige Tierhaltungszahlen, insbesondere bei Schweinen, und teils erheblich angestiegene Produktionskosten durch die Verteuerungen bei Rohstoffen und Energie. Dennoch gelang dem Geschäftsbereich Tiernahrung bei leicht rückläufiger Menge eine Umsatzsteigerung um 16,7 Prozent auf 80 Millionen Euro.

Auch für den Geschäftsbereich Baustoffe nehmen die Herausforderungen zu, wie Vorstand Roßhart erläuterte. Inflationsbedingt ist die Stimmung in der Bauwirtschaft seit der zweiten Jahreshälfte 2022 stark abgekühlt, während Fachkräftemangel, Lieferengpässe und Preissteigerungen bei Baumaterialien anhalten. Im vergangenen Geschäftsjahr erzielte die Baustoffe-Sparte der ZG Raiffeisen dennoch einen Unsatzzuwachs von 6,2 Prozent auf 129,0 Mio. Euro. Mit der  Fokussierung auf strategische Themen wie Photovoltaik und künftig auch Regenwassermanagement will der Geschäftsbereich den durch die mangelnde Investitionsbereitschaft privater Bauherren bedingten Umsatzrückgängen entgegenwirken.

Im Kontext der Extrembedingungen an den Rohstoffmärken – noch nie dagewesene Preisschwankungen gepaart mit Mengenknappheit bei sämtlichen Produkten – stieg der Umsatz der ZG Raiffeisen Energie um 54,4 Prozent auf 548 Mio. Euro. „Mit unserer guten Einkaufs- und Preispolitik ist es uns gelungen, im von Verunsicherung geprägten Verbrauchermarkt Anteile zu gewinnen“, so Roßhart. Sowohl bei Heizöl als auch im Tankstellengeschäft  wurden erneut sehr gute Ergebnisse erzielt.

Der Geschäftsbereich ZG Raiffeisen Märkte verzeichnete für 2022 nach dem durch Corona-Effekte beinflussten Rekordjahr 2021 einen Umsatzrückgang von 6,2 Prozent, lag mit 126,9 Mio. Euro aber immer noch deutlich über den Umsatzwerten aus den Jahren vor der Pandemie. Eine steigende Nachfrage verzeichnen die ZG Raiffeisen Märkte bei Tiernahrung und weiterhin auch bei Lebensmitteln aus der Region. „Dieser Trend hält an“, sagte Roßhart. „Hier zahlt es sich aus, dass wir uns schon seit langem in diese Richtung positionieren.“  Seine Marktposition ausbauen konnte das Einkaufs- und Dienstleistungsunternehmen HGD (Haus und Garten Deutschland), das die ZG Raiffeisen gemeinsam mit der RWA Wien betreibt. 1.040 Märkte als Vertragskunden verzeichnet die HGD in Baden-Württemberg, Bayern und anderen Teilen Deutschlands.

Ausblick auf 2023

Für das laufende Geschäftsjahr bleiben die Vorstände der ZG Raiffeisen-Gruppe vorsichtig optimistisch. „Der Umsatz ist mit 646,6 Mio. Euro nahezu konstant geblieben. Das Konsumentenverhalten bleibt bei den hohen Preisen jedoch gedämpft“, erläuterte Lukas Roßhart. Gerade in „unsicheren Zeiten“, so die Überzeugung auch seines Kollegen Dr. Löbbert, stehe die ZG Raiffeisen „als Grundversorger mit regionaler Verantwortung“ für Stabilität und Zuverlässigkeit.

Als Unternehmen mit agrargenossenschaftlicher Tradition sieht sich die ZG Raiffeisen auch in der Verantwortung dazu beizutragen, dass die gesellschaftliche Akzeptanz gegenüber der heimischen Landwirtschaft wieder wächst. „Eine gute Ernährung ist ein Grundbedürfnis, für dessen Sicherung unsere Landwirte sorgen“, so die Vorstände. Die regionale Produktion ist zudem ein wichtiger Nachhaltigkeitsbeitrag, der sowohl auf die Vermeidung von unnötiger Transportenergie als auch auf den Erhalt einer lebenswerten Umgebung einzahlt.“

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