28.02.2024

ZG Raiffeisen: Zehn Jahre Trichogramma-Drohnen gegen Maiszünsler

Ein Pilot beim Einsatz einer Drohne mit Trichogramma an Bord. (Archiv-Foto)

Zehn Jahre ist es her, dass die ZG Raiffeisen erstmals eine Drohne über einem Maisfeld kreisen ließ – an Bord „Munition“ gegen den Maiszünsler, der wirtschaftlich immer noch zu den größten Übeltätern zählt. Die Ausbringung der Trichogrammen aus der Luft hat sich längst etabliert – und dennoch, so die ZG Raiffeisen, gibt es Luft nach oben.

Die Agrargenossenschaft mit Sitz in Karlsruhe darf sich mit Fug und Recht als Pionierin der „beflügelten Luftfahrt“ mit Trichogrammen im Kampf gegen den Maiszünsler in Deutschland bezeichnen. Nachdem sie im Sommer 2014 in der Ortenau die ersten Tests mit vorzeigbaren Resultaten absolviert hatte, war ihre Expertise schnell über Baden hinaus gefragt.

Heute hält die ZG Raiffeisen für die so wichtige und noch dazu biologische Pflanzenschutzmaßnahme 40 Multikopter und 50 Piloten bereit und behandelt mit dieser „Armee“ den Maisbestand auf rund 18.000 Hektar. „Das entspricht in etwa einem Drittel der ausgesäten Maisfläche in Baden“, sagt Anja Marose, Fachbereichsleiterin Spezialprodukte bei der Genossenschaft.

Schäden von durchschnittlich 150 Euro pro Hektar vermeidbar

Landwirte buchen die Dienstleistung, weil diese für sie sehr wenig Aufwand bedeutet, den Schädling effizient bekämpft und, da biologisch, über FAKT förderfähig ist. „Als Faustregel gilt: Bei mehrjährigem Trichogramma-Einsatz können Betriebe durchschnittlich einen Schaden von 150 Euro pro Hektar und Jahr vermeiden“, berichtet Marose.

Entscheidet sich ein Landwirt für das Verfahren, meldet er die Informationen zu den Flächen über eine Online-Plattform an die ZG Raiffeisen. Damit ist die Hauptarbeit für ihn bereits erledigt. Sobald der Zeitpunkt für einen Trichogramma-Einsatz naht, erhält er eine Nachricht, wann Pilot und Drohne zur Behandlung ausrücken.

So einfach, so wirksam – natürlich hat längst nicht nur die ZG Raiffeisen Erfolg mit dem Geschäftsmodell. Der private Landhandel, Maschinenringe: Sie alle bieten die Dienstleistung an. Die Luft ist dünn geworden bei den Anbietern von Trichogramma-Einsätzen.

Monitoring als Erfolgsfaktor

Die ZG Raiffeisen sieht sich jedoch in einem entscheidenden Punkt im Vorteil: „Wir bieten unseren Kunden ein flächendeckendes Monitoring an“, so Anja Marose. Mit Hilfe von Licht- und Fotofallen an den Feldrändern und seit zwei Jahren auch mit Käfigen, die innerhalb des Maisbestands platziert werden, kann die ZG Raiffeisen sehr exakt bestimmen, wann der Maiszünsler fliegt und seine Eiablage startet. Dann müssen die Multikopter in Startposition gebracht werden. Die Daten über den Schädling, die durch die intensive Beobachtung der Fallen gesammelt werden speist die ZG Raiffeisen ins Informationsportal Integrierter Pflanzenschutz (ISIP) ein. Somit wird das dort hinterlegte Prognosemodell für alle Nutzer genauer.

Neben der passgenauen Entscheidung über den Ausbringungszeitpunkt auf Basis des Monitorings gibt es noch einen anderen wesentlichen Faktor, wie ZG-Expertin Marose erläutert: die Feldhygiene. Wer nach der Ernte sauber häckselt und mulcht, macht es dem Maiszünsler deutlich ungemütlicher. Dann ist ein Wirkungsgrad von 70 bis 80 Prozent mit der Trichogramma-Methode möglich.

Trotz der Wirksamkeit des Verfahrens verzeichnete die ZG Raiffeisen zuletzt leichte Rückgänge bei den überflogenen Flächen. Anja Marose führt das auf die generelle Unsicherheit bei den Landwirten zurück. Wer die Fördermaßnahme in Anspruch nehmen will, legt sich für fünf Jahre auf den Anbau von Mais fest. Bei volatilen Erzeugerpreisen und hohen Betriebskosten ist das manch einem zu lang.

Zum Thema: Agrar-Drohnen bei der ZG Raiffeisen

Die Trichogramma-Drohnen bildeten vor zehn Jahren den Auftakt. Mittlerweile hat die ZG Raiffeisen die Anwendungsgebiete der ferngesteuerten Flugobjekte deutlich erweitert. Der Einsatz zur Pflanzenschutzausbringung im Weinbau bietet die Chance, dass auch schwer zu bewirtschaftende Steillagen für die Kulturlandschaft erhalten bleiben. In diesem Zusammenhang ist die ZG Raiffeisen Partner in einem Förderprojekt des Landes Baden-Württemberg. Auch für die Ausbringung von Zwischenfrüchten und Untersaaten setzt die Agrar-Genossenschaft Drohnen ein. In diesem Frühjahr unterstützt sie den namhaften Saatguthersteller Rudloff bei ersten Dienstleistungsangeboten für Grünland-Übersaaten in Norddeutschland.

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