Aufklarende Tendenzen bei steigendem Umsatz

Standen den Journalisten Rede und Antwort: Vorstand Dr. Ralf Wiebe, Vorstandsvorsitzender Dr. Ewald Glaser und Vermarktungschef Franz Utz (zum Vergrößern ins Bild klicken)
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Auf ihrer traditionellen Getreidepressekonferenz zogen Vorstand und Vermarktungschef der ZG Raiffeisen Bilanz für das erste Halbjahr und gaben einen Ausblick auf die kommende Ernte 2012 und auf die weitere Marktentwicklung. Anhaltende Wetterkapriolen machten der Landwirtschaft schwer zu schaffen, dennoch ging es weiter aufwärts.

In diesem Jahr war die Getreidepressekonfrenz der ZG Raiffeisen zu Gast auf dem Aulachhof in Muggensturm bei Rastatt, den Familie Drützler in dritter Generation bewirtschaftet. Familie Drützler fand ihre Antwort auf den Strukturwandel in der Landwirtschaft mit der erfolgreichen Spezialsierung auf die Zubereitung von Spanferkeln. Darüber hinaus haben sich Wolfgang und Angelika Drützler mit ihrer Partyscheune in der Region einen Namen gemacht. Seit der Geburt des kleinen Enkelsohnes leben und wirtschaften auf dem Aulachhof vier Generationen unter einem Dach.

Gute Umsatzentwicklung trotz trüber Wetteraussichten

In ihrer Pressekonferenz berichteten Vorstandvorsitzender Dr. Ewald Glaser, Vorstand Dr. Ralf Wiebe und Vermarktungschef Franz Utz über den bisherigen Geschäfts- und Ernteverlauf des Jahres 2012 und stellten sich den Fragen der Journalisten. Insgesamt gab es Erfreuliches zu berichten: Trotz anhaltender Wetterkapriolen konnte die ZG Raiffeisen-Gruppe ihren Umsatz im ersten Halbjahr 2012 weiter steigern. Der Umsatz stieg sowohl mengen- als auch preisbedingt um 16,0 Prozent auf 702 Millionen Euro.

In Anbetracht des wirtschaftlichen Umfeldes und des hohen Preisniveaus für Getreide und Energie geht Dr. Glaser für 2012 von einem Gesamtumsatz aus, der etwa um 10 Prozent über dem des Vorjahres liegen wird. Mit rund 1,4 Milliarden Euro erwartet die ZG Raiffeisen für 2012 ein deutlich besseres Ergebnis als im Vorjahr. Demnach seien eine Dividende und Warenrückvergütung von rund 1,4 Millionen Euro möglich.

Ernüchternde Bilanz des bisherigen Ernteverlaufs

Die bisherige Erntebilanz fiel angesichts des Wetters beinahe stellenweise ebenso trübe aus wie das Wetter der vergangenen Monate. Der harte Winter führte zu massiven Auswinterungsschäden: 30.000 Hektar Weizen, 20.000 Hektar Wintergerste und 10.000 Hektar Winterraps mussten umgebrochen werden. Auf diesen Flächen wurden im Wesentlichen Sommergerste und Körnermais eingesät. Infolgedessen stieg die Sommergerstenfläche um 43 Prozent auf 92.000 Hektar und die Körnermaisfläche um 2,5 Prozent auf 75.000 Hektar.

Im Rheintal litt die Ernte unter den großen Wetterunbilden Anfang des Jahres. Diese hätten stark an das Vorjahr erinnert. Ständige Niederschläge hätten eine vollständige Abreife der Bestände verhindert. Entsprechend sei die Ernte zum einen verzögert und zum anderen auf wenige Tage begrenzt gewesen.

Da die Leistungsfähigkeit der Mähdrescher weiter zugenommen habe, sei es an zwei bis drei Tagen zu logistischen Engpässen gekommen, berichtete Glaser. Im Arbeitsgebiet der ZG Raiffeisen konnten inzwischen etwa drei Viertel der Ernte eingebracht werden. In den Spätgebieten habe sie in den letzten Tagen erst richtig eingesetzt.

Ausblick auf die weitere Ernte 2012

Dr. Glaser erwartet auch in diesem Jahr eine Getreideernte unter dem langjährigen Durchschnitt. Die Wetterkapriolen in den letzten drei Jahren hätten der badischen Landwirtschaft klare Grenzen aufgezeigt. Die Qualitäten seien insgesamt als gut zu bezeichnen, wenngleich es vereinzelt Probleme mit Mykotoxinbelastungen gebe.

Die massiven Frostschäden in Nordbaden und -württemberg bedeuteten das dritte schlechte Getreidejahr in Folge für diese Region. Dies habe viele Betriebe Substanz gekostet. Die ZG Raiffeisen unterstütze ihre Mitglieder weiterhin mit exklusiven Preisabsicherungsmodellen, die sich auch dieses Jahr bewährt hätten, so Glaser.

Getreidepreise wieder auf normalem Niveau

Positiv verbuchte Glaser, dass die Getreidepreise etwa 20 Euro pro Tonne über dem des Vorjahres lägen. Die Preise hätten damit ein Niveau erreicht, das den Erzeugern wieder Mut mache und Orientierung gebe. Sowohl die Landwirte als auch die Erfasser und Vermarkter hätten die Niedrigpreisphase der vergangenen beiden Jahrzehnte genutzt, um ihre Wettbewerbfähigkeit zu erhöhen und könnten sich nunmehr auch im europäischen Wettbewerb behaupten. Die Milchviehhalter und Schweinemäster könnten allerdings die aufgrund der hohen Getreidepreise ebenfalls gestiegenen Futtermittelkosten nicht über steigende Verkaufspreise kompensieren. „Damit wird sich die ohnehin angespannte Einkommenssituation vieler Milchvieh- und Schweinehalter weiter verschärfen“, so Glaser.

Den Verbrauchern und Verarbeitern will der Vorstand verstärkt vermitteln, dass das Preisniveau für Getreide in den letzten zwei Jahren nicht als Ausnahme, sondern eher als Regel angesehen werden müsse. So wie man sich an einem Dieselpreis zwischen 1,40 und 1,55 Euro gewöhnt habe, müsse man sich zukünftig auch an Weizen- und Maispreise von 250 Euro pro Tonne gewöhnen. Denn die weltweite Konkurrenz um Agrarflächen durch Nahrungsmittelproduktion,

Futtermittelproduktion und Energieproduktion wird nach Meinung von Glaser anhalten. Aufgrund des hohen Veredelungsgrades der Nahrungsmittel bewirke der aktuelle Preisanstieg für Getreide keine Preiserhöhung der Lebensmittel im gleichen Umfang. Hiobsbotschaften seien also nicht angebracht, sagte Glaser. Allmählich bekämen auch die Stimmen der Gesellschaft Recht, die schon seit Jahren forderten, dass Lebensmittel wieder einen höheren Wert haben müssten.

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