Der Maiszünsler: ein unscheinbarer Falter hat sich in ganz Deutschland etabliert
Das Verbreitungsgebiet des Maiszünslers umfasst mittlerweile ganz Deutschland. Während der Befall noch in den 70er Jahren überwiegend auf die warmen Flusstäler und Ebenen beschränkt war, muss heute selbst in Lagen über 700 Höhenmetern mit Schäden gerechnet werden. Der Klimawandel, die Zunahme des Maisanbaus - insbesondere des Silo- und Energiemaises, Änderungen in der Kulturführung aber auch die große Anpassungsfähigkeit des Maiszünslers spielen hierbei eine entscheidende Rolle. Derzeit findet in Deutschland eine Bekämpfung des Maiszünslers auf ca. 45.000 ha mit steigender Tendenz statt. Dabei überwiegt flächenmäßig die biologische Bekämpfung mit Eiparasiten der Gattung Trichogramma, die momentan auf ca. 25.000 ha eingesetzt werden, während Insektizide auf 15.000 bis 20.000 ha angewendet werden. Die Wirkungsgrade beider Verfahren liegen bei 75 bis 85 %, wobei der Wirkungsgrad der Insektizide etwas über dem biologischen Verfahren liegt. Die Zünslerbekämpfung findet mehrheitlich im Körner-, Saat- und Zuckermais statt, aber auch im Silo- und Energiemaisanbau wird zunehmend eine Zünslerkontrolle durchgeführt.
Der Maiszünsler ist ein unscheinbarer, gelblich brauner Falter mit einer Flügelspannweite von 3 - 3,5 cm. Der Flug der in Deutschland weit verbreiteten univoltinen Rasse, mit einer Generation pro Jahr, beginnt in der Regel ab Mitte Juni. Zur Eiablage können die Falter weite Strecken von mehreren Kilometern zurücklegen. Dabei werden die Eier in Gelegen, meist an die Unterseite der Blätter platziert. Nach wenigen Tagen schlüpfen die Larven und beginnen umgehend mit ihrer Fraßtätigkeit: zuerst nagen sie nur an den Blättern oder fressen den Blütenpollen, später bohren sie sich in den oberen Teil des Stängels - der hierdurch verursachte Fahnenbruch ist das erste, typische Zeichen eines Zünslerbefalls. Aus- und Einbohröffnungen an den vergleichsweise harten Knoten sind ein weiteres sichtbares Befallszeichen.
Der eigentliche Schaden erfolgt aber innerhalb des Stängels durch den Reifungsfraß der heranwachsenden Larve: der Nährstofftransport wird behindert und die Pflanze verliert an Stabilität. Die Ertragsverluste durch den Maiszünsler variieren je nach Befall erheblich und können bei sehr starkem Befall über 50 % betragen. Selbst bei einem geringen bis mittleren Befall kann man von einem Ertragsverlust von etwa 10 % ausgehen, wie verschiedene Untersuchungen belegen. Darüber hinaus dienen die Bohrlöcher verschiedenen Pilzen und Bakterien als Eintrittspforten. Beulenbrand, Wurzel- und Stängelfäule sind die Folge. Da diese Fusarienpilze verschiedene Mykotoxine wie Deoxynivalenol, Zeralenon oder Fumoxine bilden, wird die Qualität sowohl bei Körner- als auch bei Silomaisnutzung erheblich beeinträchtigt. Nach Beendigung des Reifungsfraßes überwintert die Larve in der Stängelbasis, verpuppt sich im späten Frühjahr, um nach ca. 3 Wochen als Falter die Eier der neuen Generation zu legen.
Der Zünsler hat den letzten Winter gut überstanden - 2015 sind starke Schäden zu erwarten
Derzeit findet die Verpuppung der überwinternden Larven statt, wobei sich sehr deutlich zeigt, wo nicht ausreichend gehäckselt und gemulcht wurde: unversehrte Stängelabschnitte beherbergen dort vitale Maiszünslerlarven und/oder Puppen. Die ersten Bonituren machen deutlich, dass die Maiszünslerlarven den vergangenen relativ milden Winter sehr gut überstanden haben. Auch der in vielen Regionen fehlende Niederschlag und die damit einhergehende zögerliche Verrottung kommen dem Maiszünsler entgegen - ein zunehmender Befallsdruck ist daher in einigen Regionen zu erwarten. Eine direkte Bekämpfung des Maiszünslers dürfte daher 2015 in den meisten Maisanbauregionen sinnvoll sein. Während in warmen Lagen des Rheintals mit der ersten Eiablage ab der dritten Juniwoche zu rechnen ist, wird der Flug in den kühleren Mittelgebirgslagen vermutlich erst in der vierten Juniwoche beginnen. Die Zünslerbekämpfung kann biologisch mit Eiparasiten der Gattung Trichogramma erfolgen. Ein Vorteile des Nützlingseinsatzes liegt in der einfachen Handhabung, außerdem zeichnet sich das Verfahren durch die Ungefährlichkeit für Anwender und Umwelt aus. Nicht zu vergessen ist auch die positive Wahrnehmung dieses biologischen Verfahrens in der Öffentlichkeit. Bei der biologischen Bekämpfung werden verschiedene Entwicklungsstadien von Trichogramma, einer nur etwa 0,5 mm kleinen Schlupfwespe zu Beginn des Maiszünslerfluges ausgebracht. Hierzu werden parasitierte Eier in Kugeln oder Rähmchen verpackt. Während die Rähmchen an die Maispflanzen gehängt werden, lässt man die Kugeln einfach auf den Boden fallen. Nach wenigen Tagen schlüpfen daraus die Trichogrammen, paaren sich und legen ihre Eier in die Eier des Maiszünslers. Die Trichogramma-Larven fressen die Eier des Maiszünslers, aus denen neue Schlupfwespen nach Beendigung ihrer Entwicklung schlüpfen. Dieses Bekämpfungsverfahren ist sehr umweltverträglich und ungefährlich für Nützlinge und Bienen und hat entsprechend keine Umweltauflagen. Einige Bundesländer wie Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz fördern daher den Trichogramma-Einsatz im Maisanbau im Rahmen ihrer Agrarumweltprogramme (FAKT bzw. EULLE-Programm).
Biologische Zünslerbekämpfung wird im neuen FAKT-Programm gefördert
Die Zünslerbekämpfung kann chemisch mit Insektiziden oder biologisch erfolgen. In 2015 wird dabei verstärkt auf eine Nützlingsausbringung aus der Luft gesetzt - batteriebetriebene Multikopter werfen dabei, GPS-gesteuert und somit äußerst exakt, kleine Kugeln mit Trichogramma-Schlupfwespen ab. Die Vorteile der biologischen Bekämpfung liegen in der einfachen Handhabung und der guten Wirksamkeit, außerdem zeichnet sich das Verfahren durch die Ungefährlichkeit für Anwender und Umwelt aus. Nicht zu vergessen ist auch die positive Wahrnehmung dieses biologischen Verfahrens in der Öffentlichkeit.
Die bisher im MEKA geförderte zweimalige Trichogramma-Ausbringung hat sich aufgrund der sicheren Wirkung in der Zünslerbekämpfung in weiten Gebieten etabliert. Die zweimalige Ausbringung wird weiterhin im neuen FAKT-Programm des Landes Baden-Württemberg gefördert. Um in Gebieten mit niedrigem Befallsdruck den Zünsler unter der Schadschwelle zu halten, wird im FAKT ab diesem Jahr zusätzlich eine einmalige Ausbringung mit erhöhter Trichogramma-Aufwandmenge mit ebenfalls 60,- €/ha gefördert. Damit ist die biologische Zünslerbekämpfung annähernd kostenneutral und damit deutlich wirtschaftlicher als der Einsatz von Insektiziden.
Unser Text fasst die Erkenntnisse aus mehreren Beiträgen zusammen, die seit April 2015 in verschiedenen Fachmedien erschienen sind.