Den ersten Platz in der Kategorie „Landwirtschaft“ und 3.000 Euro Preisgeld erhielt Johannes Klausmann aus Villingen-Schwenningen für sein „Farm Management System (FarmMS)“, eine App für das mobile Management von Geflügelherden. Die Anwendung liefert einen Echtzeit-Überblick über wichtige Betriebsdaten der Tiere wie Gewicht, Legeleistung oder Futter- und Wasserverbrauch. Damit kann der Landwirt den Zustand seiner Herde rund um die Uhr überwachen und sofort reagieren, falls etwas nicht in Ordnung sein sollte. Dazu bietet die Software zahlreiche Auswertungsmöglichkeiten, die Kalkulation, Bestellungen und die Dokumentation für die Behörden erleichtern.
Schnapsidee oder Schule fürs Leben?
Mit dem zweiten Platz in der Kategorie „Unternehmenskooperation“ und 2.000 Euro wurden Schüler der Schlossbergschule in Kappelrodeck für den Schulwein ihrer Schülerfirma „Rebgeister“ ausgezeichnet. Was auf den ersten Blick zunächst wie eine sprichwörtliche Schnapsidee wirken mag, ist bei näherem Hinsehen Praxisunterricht fürs Leben, den kein regulärer Lehrplan bieten kann. Die Schüler bewirtschaften ihren eigenen Weinberg und müssen dafür Anbau, Vertrieb und Vermarktung ihres eigenen Weines meistern. Damit alles professionell abläuft, haben sie mit ihrer Schülerfirma eine Kooperation mit dem Winzerkeller Hex vom Dasenstein gegründet.
In ihren Grußworten betonten die Laudatoren aus Wirtschaft und Politik, wie wichtig junge, frische Ideen gerade für die Landwirtschaft seien, die in der Öffentlichkeit häufig wenig Wertschätzung erfahre. „Es sind diese Menschen mit unruhigem Kopf, mit Ideen, die mir Mut für die Zukunft geben“, sagte der Bundestagsabgeordnete Alois Gerig (CDU), Vorsitzender des Ausschusses für Ernährung und Landwirtschaft, der in diesem Jahr die Auszeichnungen verlieh.
Viele Menschen merken gar nicht, was die Landwirtschaft leistet
Die Landwirtschaft könne sich glücklich schätzen über viele junge, innovative Männer und Frauen, die den Kopf nicht in den Sand steckten, sondern nach der Lücke suchten und jeden Tage neue Ideen entwickelten und Wege, diese umzusetzen. Es seien doch gerade die Zukunftstechnologien wie die Digitalisierung, die es ermöglichten, Lebensmittel noch besser zu machen und Dünger oder Pflanzenschutz noch sparsamer und umweltfreundlicher auszubringen.
Leider werde es immer schwieriger, die Gesellschaft zu erreichen und ihr dies begreiflich zu machen. „Viele Menschen merken gar nicht mehr, was die Landwirtschaft leistet, weil es selbstverständlich geworden ist, dass man satt ist und sich alles leisten kann. Anscheinend ist dies eine Art Wohlstands-Begleiterscheinung.“
Auch Dr. Ewald Glaser, Vorstandsvorsitzender der ZG Raiffeisen, die den LUI gemeinsam mit dem Baden-Württembergischen Genossenschaftsverband (BWGV) fördert, sah die Landwirtschaft bei der Kommunikation in der Defensive. „Irgendwann haben sich Gesellschaft und Landwirtschaft voneinander entfernt“, sagte Dr. Glaser. „Es ist wichtig, die Menschen zurückzugewinnen.“ Dafür seien Innovationen wie die LUI-Projekte unverzichtbar.
„Mit der Innovation ist es wie mit allen Lebewesen in der Natur: Wenn wir uns nicht an neue Entwicklungen und Bedingungen anpassen, werden wir einfach verschwinden.“