Wie bereits im Vorjahr war die ZG Raiffeisen mit einem Stand im RWZ-Zelt zu Gast, das in den drei Messetagen mehrere tausend Fachbesucher aus ganz Süddeutschland anzog. Die Messe hat sich für Winzer inzwischen zum Geheimtipp entwickelt, dementsprechend fiel auch der Besucherandrang aus. Die Weinbauempfehlungen der beiden Hauptgenossenschaften wurden wie üblich sehr gut angenommen, auch wenn man sich in Köln und Karlsruhe mitunter wünscht, es gebe Erfreulicheres aus dem Vorjahr zu berichten. „Die Weinlese 2013 war wirklich kein Vergnügen“, meint ZG Raiffeisen-Weinbauexperte Gerhard Veith. „Man wusste heute nicht, ob und was man morgen lesen soll.“
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Auf einem Versuchsgelände am Aspichhof bei Ottersweier hütet Veith den bisher ersten und einzigen Großversuch zu Weinbau-Fungiziden in Baden, den die ZG Raiffeisen 2012 in Zusammenarbeit mit der RWZ Köln angelegt hatte. Dort testet die ZG Raiffeisen die Wirksamkeit von Pflanzenschutzmitteln gegen die Rebkrankheiten Peronospora (falscher Mehltau) und Oidium (echter Mehltau) an der Rebsorte Müller-Thurgau sowie gegen Botrytis (Grauschimmel) in einer Riesling-Anlage.
Alles stimmte, bis auf das Wetter
In diesem Jahr weiß er allerdings nicht so recht, ob er angesichts der Versuchsergebnisse am Aspichhof nun weinen oder lachen soll. Einerseits sehen sich die Weinbauexperten von ZG Raiffeisen und RWZ Köln in ihren jeweiligen Weinbauempfehlungen bestätigt. In der Tat: Die Trauben, die nach der Weinbau-Empfehlung behandelt worden waren, waren gesund. Doch geholfen hat es nicht viel. Denn gegen ungünstige Wetterbedingungen hilft leider auch das beste Pflanzenschutzmittel nichts.
Während die frühen Rebsorten noch von bombigem Wetter im Spätsommer und Frühherbst profitierten, war den Spätsorten weniger Glück beschieden. Bei kaltem und regnerischen Wetter wollten die Trauben einfach nicht recht reifen. Viele Winzer standen damit vor einem Dilemma, erklärt Veiths Kollege Jochen Konradi, Sonderkulturberater in der Vertriebsregion Karlsruhe-Mannheim: Soll ich jetzt ernten und unreife Trauben lesen, das bedeutet Abstriche bei der Qualität, oder soll ich noch länger warten und riskieren, dass ich am Ende ganz leer ausgehe?
Schwierige Saison
Zusätzlich machten Unwetterschäden den Winzern zu schaffen, wie Hagelschäden in Nordbaden oder teilweise extremer Starkregen in der Ortenau. Der Starkregen ließ die Beerenhaut platzen und machte einen Teil der Ernte unbrauchbar. Bei Ernteeinbußen zwischen 25 und 50 Prozent fehlt den Winzern nicht nur Geld, sondern auch die Vermarktungsmenge, mit der sie ihre Produkte in den Regalen im Einzelhandel positionieren können. Dieser Regalplatz ist oft hart umkämpft und wird im Zweifelsfall von den Supermarktketten auch mit internationaler Konkurrenz gefüllt. Einmal aus dem Sortiment, ist es häufig schwer, wieder gelistet zu werden, sagt Jochen Konradi. Für die Winzer geht damit eine schwierige Saison zu Ende.
Prophylaxe ist alles
Infolge der eigenwilligen Wetterbedingungen gab es in den Versuchsreihen Infektionen mit allen drei wichtigen Pilzerkrankungen, aber keine der Krankheiten brach richtig aus. Ausgangssporenmaterial von Oidium ist also noch reichlich vorhanden auf den Rebstöcken. Der Erreger kann in den Knospenschuppen überwintern und die Pflanze schon beim Austrieb im Frühjahr bedrohen. Außerdem macht Veith und Kollegen Sorgen, dass sich auch in diesem Jahr wieder der Winter nicht richtig einstellen mag. Die Rebstöcke kommen ohne Frost nicht zur normalen Winterruhe, und Winterfeuchte bietet bei den derzeit milden Temperaturen ideale Bedingungen für Phomopsis-Erreger (Schwarzfleckenkrankheit).
Veith und seine Kollegen können daher nur dringend zu sorgfältiger Prophylaxe raten, vor allem bei Vorjahresbefall: „Mit Beginn der Austriebsphase sollte man konsequent die Reben vorbeugend behandeln und dabei besonders auf die Spritzabstände achten“, meint er. Im weiteren Jahresverlauf hilft auch konsequentes Ausblättern, dann ist die Durchlüftung besser, die Trauben trocknen leichter und der Bedeckungsgrad ist höher.
Alles auf einen Blick
Die aktuelle Weinbau-Empfehlung im Posterformat zum Aufhängen bietet wie üblich einen Dünge-und einen Spritzplan mit Behandlungsempfehlungen, die nach Entwicklungsstadien sowie nach Schädlingen und Erregern gegliedert sind. In ein Dokumentationsfeld kann der Winzer alle Anwendungen direkt eintragen, das soll die gesetzlich vorgeschriebene Dokumentation erleichtern. Die gängigen Fungizide, Insektizide und Herbizide sind tabellarisch auf einen Blick aufgeführt und nach Wirkstoffgruppen farbig gekennzeichnet. Dies soll das Resistenzmanagement erleichtern. Ergänzt wird die Aufstellung durch Zulassungshinweise, eine zusätzliche Spalte erinnert an die gesetzlich vorgeschriebenen Wartezeiten.
Der Weinbau-Großversuch wird auch 2014 fortgesetzt. Die Ergebnisse sollen am 31. August 2014 im Rahmen des Hoffestes auf dem Aspichhof bei Ottersweier vorgestellt werden. Nähere Informationen gibt es bei der <link internal link in current>nächsten ZG Raiffeisen Agrar-Niederlassung.