Der Multikopter hebt ab: Trichogramma aus der Luft jetzt flächendeckend im Einsatz

Kein unbekanntes Flugobjekt mehr: Der Multikopter im Einsatz über Maisfeldern (Fotos: ZG Raiffeisen)
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Nach erfolgreichen Testbetrieb und anschließender Pilotphase von 2013 bis 2014 ist die ZG Raiffeisen seit Saisonbeginn mit einer Flotte von sechs eigenen Multikoptern im Einsatz, um biologischen Pflanzenschutz gegen Maisschädlinge auszubringen. Die Technologie birgt Potenzial für weitere Zukunftsprojekte.

Seit Saisonbeginn Ende Juni sei man mit sechs eigenen Geräten im Südwesten Deutschlands im Einsatz, für über 4.000 Hektar Anbaufläche sei die Anwendung bereits gebucht, sagte Dr. Ewald Glaser, Vorstandsvorsitzender der ZG Raiffeisen, beim Pressetermin am 29. Juni 2015 in Friesenheim nahe Offenburg. Nach einer zweijährigen Test- und Pilotphase sei die Technik marktreif und werde von den Landwirten sehr gut angenommen. Dabei setzt der Multikopter weiterhin auf die Bekämpfung von Schädlingen durch natürliche Verfahren.

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Dafür wirft der GPS-gesteuerte ferngelenkte Kleinsthubschrauber Eier von der Schlupfwespe (Trichogramma) über Maisanbauflächen ab. Die Schlupfwespe ist ein natürlicher Fressfeind des Maiszünslers, des derzeit wirtschaftlich bedeutendsten Maisschädlings in Deutschland. Die Schädlingsbekämpfung mit Trichogrammen ist ein bewährtes Verfahren, auf chemische Insektizide kann dank dieser Methode verzichtet werden. Die Wirkungsgrade von chemischer Bekämpfung und Trichogramma-Ausbringung sind annähernd vergleichbar (zwischen 75 Prozent und 85 Prozent).

Der biologische Pflanzenschutz wird vom Land gefördert

Die Ausbringung aus der Luft mit dem Multikopter bietet für viele Landwirte eine deutliche Arbeitserleichterung gegenüber der mühseligen Verteilung von Hand oder mit Hochradtraktoren. Das Verfahren schont außerdem Felder und Böden, weil diese nicht mehr maschinell befahren werden müssen. Das biologische Bekämpfungsverfahren des Schädlings Maiszünsler mit Hilfe der Trichogramma-Schlupfwespen sei seit mehr als 30 Jahren praxiserprobt und werde zudem vom Agrarumweltprogramm des Landes Baden-Württemberg mit 60 Euro pro Hektar gefördert. 

Bekämpfung des Maiszünslers auch ohne Gentechnik

"Nach der sehr erfolgreichen Testphase haben wir uns entschlossen, für dieses Jahr sechs Multikopter anzuschaffen, um die Einsatzfläche auszudehnen", erklärt Dr. Glaser. "Wir verfügen damit auch ohne Gentechnik über eine biologische und zugleich wirtschaftliche Methode, um den neben dem Maiswurzelbohrer wichtigsten Maisschädling in den Griff zu bekommen." Dr. Glaser hob damit auf die insbesondere in den Vereinigten Staaten verbreiteten Methoden ab, Pflanzen durch gentechnisch verändertes Saatgut gegen Schädlinge zu immunisieren.

"Die ZG Raiffeisen als Erfasser und Vermarkter von Mais ist darauf bedacht, lebensmitteltechnisch einwandfreie Ware anzunehmen und zu vermarkten", sagt Dr. Glaser. "Daher fördern wir die Maiszünslerbekämpfung mit Trichogrammen durch Zuschläge bei der Ernteannahme. Die Multikopterstrategie bietet neben den fachlichen Vorteilen auch die Chance, das in der Gesellschaft umstrittene Thema Pflanzenschutz wieder in ein anderes Licht zu rücken."

Zukunftsperspektiven für den Einsatz ziviler Drohnen in der Landwirtschaft

Zugleich mache man sich natürlich auch Gedanken über zukünftige Anwendungsmöglichkeiten für ferngesteuerte zivile Drohnen in der Landwirtschaft. Dazu gehört für Dr. Glaser neben Aufgaben wie die Beobachtung und Optimierung von Ernteverlauf und -logistik vor allem das Thema Smart farming, also die Digitalisierung und Vernetzung von Agrartechnik und Produktionsprozessen in der Landwirtschaft. Hier würden die Erfahrungen, die man jetzt mit den ersten Multikoptern sammeln könne, wertvolle Dienste leisten.

Zum Multikopter-Einsatz berät Sie gern Ihre <link internal-link internal link in current>nächste ZG Raiffeisen Agrar-Niederlassung.

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