Fusarium greift nach dem Mais: Bei Kolbenfusarium den Mais früher ernten

Besonders gefährdet bei feucht-milder Witterung: Befallener Maiskolben (Foto: ZG Raiffeisen)
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Vor allem auf gut mit Nährstoffen versorgten Böden und bei stärkerem Zünslerbefall findet man derzeit häufig Fusariuminfektionen an Maiskolben. Erste Grenzwertüberschreitungen bei Mykotoxinen wurden bei der in der letzten Woche begonnenen Frühdruschkampagne bereits festgestellt. Bei auffälligem Befall empfiehlt sich eine vorgezogene Ernte.

Die feuchte Witterung der letzten Wochen könnte dieses Jahr zu einem verstärkten Fusariumbefall bei Mais führen. Der Befall des Kolbens beginnt meist nach Kolbenverletzungen oder von der Spindel ausgehend sowie über die Infektion der Narbenfäden. Insbesondere nach Verletzungen durch den Fraß von Maiszünslerlarven, aber auch durch Vogelfraß, ergeben sich an den Maiskörnern Eintrittspforten für Fusarienpilze. Häufig beginnt der Befall auch von der Spindelspitze, insbesondere wenn der Kolben an der Spitze nicht vollständig befruchtet wurde. Dies lässt sich dieses Jahr häufig beobachten.

Besonders gefährtdet bei feucht-milder Witterung

Hält die feucht-milde Witterung weiterhin an, dürften sich die Fusarienpilze von der Kolbenspitze bis zur Kolbenbasis ausbreiten. Dann besteht die Gefahr, dass die EU-weit geltenden Grenzwerte für die Fusarientoxine Deoxynivalenol, Zearalenon und Fumonisine im Erntegut überschritten werden. Werden die Grenzwerte für diese Mykontoxine überschritten – der Wert liegt beispielsweise für Deoxynivalenol (DON) bei 1,75 μg/kg –, ist das Erntegut In Deutschland nicht mehr handelsfähig. Stark belasteter Mais kann daher nur noch als nachwachsender Rohstoff, zum Beispiel in Biogasanlagen, genutzt werden. Dies gilt sowohl für Körner- als auch für Silomais. Mit zunehmender Abreife kann auch Stängelfusarium verstärkt auftreten.

Eine überzogene Stickstoffgabe fördert Fusariumbefall

Vor allem auf Böden mit guter Stickstoffversorgung erfolgt dieses Jahr die Abreife der Restpflanze sehr zögerlich. In solchen, derzeit häufig noch dunkelgrünen Beständen umschließen die Lieschblätter den Kloben meist noch sehr fest, sodass der Kolben nur langsam trocknen kann. Diese feuchten Bedingungen begünstigen Fusarien- und Schimmelpilze.

Dabei zeigen sich deutliche Sortenunterschiede. Sorten, bei denen sich die Lieschen leichter vom Kolben lösen, weisen momentan wesentlich weniger Fusariumsymptome auf. Diese Sorteneigenschaft sollte daher bei der in Kürze anstehenden Sortenwahl stärker berücksichtigt werden. Außerdem scheint eine späte Stickstoffnachlieferung den Fusariumbefall zu fördern. Eine zu üppige Stickstoffdüngung muss daher auch im Maisanbau vermieden werden. Vor allem organische Dünger führen in Jahren mit einem feuchten und wüchsigen Spätsommer zu einer späten Stickstoffmobilisierung, die die Abreife beeinträchtigt.

Ständig kontrollieren

Dieses Jahr sollten daher vor allem mastige Bestände sowie Bestände, die einen stärkeren 2014 Zünslerbefall aufweisen, regelmäßig auf Kolbenfusarium kontrolliert werden. Bei auffälligem Befall empfiehlt sich eine frühzeitige Ernte. Eine zeitige Ernte reduziert die Wachstumszeit der Fusarienpilze und damit die Mykotoxinbildung. Bei Untersuchungen der ZG Raiffeisen lässt sich regelmäßig bei späteren Ernteterminen eine Zunahme der Fusarien-Toxinwerte feststellen.

In feuchtem Erntegut breiten sich die Fusariumpilze rasch aus. Deshalb muss Körnermais von Flächen, auf denen Kolbenfusarium beobachtet wurde, nach der Ernte rasch zur Trocknungsanlage gebracht und getrocknet werden. Bei der Trocknung sterben die Fusarienpilze ab, allerdings werden die bereits gebildeten Fusariummykotoxine durch die Trocknung nicht zerstört.

Nach der Ernte Maisstroh und Stoppeln zerkleinern

Im Hinblick auf die Folgekultur im nächsten Jahr ist die Förderung der Strohrotte von entscheidender Bedeutung, da die Fusarienpilze auf dem Stroh, aber auch auf der Silomaisstoppel überwintern. Das Maisstroh und die Stoppel sind daher nach der Ernte gut zu häckseln und sorgfältig einzuarbeiten oder zumindest gut einzumischen. So wird der Strohabbau beschleunigt und den Fusariumpilzen die Lebensgrundlage entzogen. Eine saubere Pflugfurche bringt zusätzlich den Vorteil, dass die Fusarien durch eine Bodenschicht abgedeckt sind und die folgende Getreide- oder Maiskultur weniger infektionsgefährdet ist.

Wir veröffentlichen an dieser Stelle einen Artikel, der vergangene Woche in der Zeitschrift "BW Agrar" erschienen ist.

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