„Herausforderungen für Landwirtschaft bleiben“: ZG Raiffeisen erwartet durchwachsene Ernte
Die Landwirte in Baden, so Agrar-Geschäftsbereichsleiter Richard Volz, stehen weiter vor großen Herausforderungen: „Die in den vergangenen Jahren deutlich gestiegenen Betriebskosten wie Betriebsmittel, Lohnkosten und Diesel machen ein dauerhaft höheres Getreidepreisniveau zwingend erforderlich, um ein auskömmliches Betriebseinkommen zu gewährleisen.“
Im laufenden Jahr bewegten sich die Getreidepreise zwar über dem langjährigen Niveau vor 2020. Jedoch seien die Entwicklungen an den internationalen Märkten in Folge von Pandemie und Russland-Ukraine-Krieg in den vergangenen vier Jahren von „noch nie dagewesener, außerordentlicher Volatilität geprägt“. Der weltweite Bestandabbau von Getreide und Ölsaaten setzt sich laut Volz weiter fort, da wie in den vergangenen drei Jahren der Verbrauch über den Produktionsmengen liegt.
Nach Trockenheit und Hitze im vergangenen Jahr nun überdurchschnittliche Nässe
Während die Aufwuchsbedingungen in Deutschland und in Baden 2023 von extremer Hitze und Trockenheit geprägt waren, zeichnete sich für die aktuelle Saison das entgegengesetzte Bild. „Die Niederschläge in den Monaten Oktober, November und Mai waren rund doppelt so hoch wie im langjährigen Mittel“, so Volz mit Verweis auf die Online-Plattform Statista. Noch ausgeprägter als in Gesamtdeutschland seien die Niederschläge im Süden und Südwesten Deutschlands gewesen.
Regen sowie der Mangel an Sonnenstunden und Wärme sorgten in mehrfacher Hinsicht für schwierige Bedingungen. Bei Weizen litt die Kornfüllung, massive und anhaltende Staunässe verzögerten oder verhinderten witterungsbedingt erforderliche Pflanzenschutzmaßnahmen. „Wir gehen auch davon aus, dass die vielen Niederschläge Dünger ausgewaschen haben, sodass dieser für die Pflanzen nicht mehr ausreichend verfügbar war“, erläutert Volz. „Geringe Proteinwerte sprechen dafür.“ Mais habe zum Teil erst spät gesät werden können, auch Nachsaaten seien vereinzelt erforderlich gewesen. Dennoch präsentieren sich die Maisbestände aktuell sehr gut.
„Auch wenn uns Stand heute noch etwa 14 Prozent der geplanten Gesamterfassungsmengen im Arbeitsgebiet fehlen, erwarten wir bei Getreide eine unterdurchschnittliche Ernte“, so der Agrar-Geschäftsbereichsleiter. Die Verliererin von 2023, die Braugerste, steht als Gewinnerin da – die erfasste Ernte ist zu rund 90 Prozent mälzereitauglich. Engpässe bei der Belieferung von Brauereien sind in diesem Jahr also nicht zu erwarten.
Bei Weizen erwartet die ZG Raiffeisen jedoch einen signifikanten Mengenrückgang gegenüber dem langjährigen Durchschnitt. Neben geringen Erträgen – in der Oberrheinebene oftmals nur 4 Tonnen pro Hektar – erfüllen auch die Qualitäten die Anforderungen für Mahlgetreide oftmals nicht. Die daraus resultierende Abqualifizierung zu Futterweizen bedeutet auch niedrigere wirtschaftliche Erträge für die Landwirte. Der in Folge der Feuchtigkeit befürchtete Fusarienbefall tritt nur vereinzelt auf. „Durch gezielte Pflanzenschutzmaßnahmen auf Empfehlung der ZG Raiffeisen konnten die Landwirte dem hohen Infektionsdruck entgegenwirken“, so Richard Volz.
Saatgutvermehrung als weiteres Standbein für Landwirte
Wer Hafer angebaut hatte, konnte sich über sehr gute Erträge freuen, bei Raps und Dinkel lautet das Fazit „zufriedenstellend“. Die ZG Raiffeisen, die mit Erfassungsanlagen für die Dinkelverarbeitung ein Alleinstellungsmerkmal in der Region besetzt, kann Landwirten für das kommende Jahr bereits jetzt nach eigenen Angaben attraktive Vorverträge anbieten. Der Markt präsentiere sich nach einer vorübergehenden Sättigung nun wieder aussichtsreich. Auch bei Sojabohnen hält die Genossenschaft an ihrer Strategie fest, den regionalen Anbau sowie eine geschlossene Wertschöpfungskette zu stärken, die bei der Vermehrung von Sojasaatgut beginnt und mit der Vermarktung von hochwertigem, im eigenen Werk in Kehl produzierten Kraftfutter in Baden schließt.
Neben der Etablierung regionaler Wertschöpfungsketten macht sich die ZG Raiffeisen auch mit ihren Investitionen in Bio-Erfassungs-Standorte sowie leistungsfähige Anlagen für die Saatgutproduktion stark, einem weiteren Standbein für badische Landwirte. Am Standort Mühlhausen-Ehingen ist im Zuge des Neubaus der Bio-Erfassung auch eine neue Saatgutaufbereitungsanlage in Betrieb genommen worden, am Saatgutproduktionswerk Hüfingen wurde ebenfalls modernisiert.
Im großen Strukturwandel sieht sich die ZG Raiffeisen unmittelbar an der Seite ihrer Landwirte – sei es in Ausnahmensituationen wie im vergangenen Winter, als die Genossenschaft die Bauernproteste in vielfältiger Art und Weise unterstützte, aber in erster Linie in ihrer kontinuierlichen Arbeit, ein starker und verlässlicher Partner zu sein.
„Der Geschäftsbereich Agrar entwickelt regional angepasste Produktstrategien, die Komplexität reduzieren und unter den herrschenden Anbaubedingungen funktionieren“, formuliert es Volz. „Dabei prüfen wir die Produkte neutral und industrieunabhängig und entwickeln Eigenmarken. In Kombination mit neuen Technologien können wir unseren landwirtschaftlichen Kunden damit effiziente und effektive Lösungen anbieten.“