Dr. Ewald Glaser, Vorstandsvorsitzender der ZG Raiffeisen, und Lukas Roßhart, Geschäftsbereichsleiter ZG Raiffeisen Märkte, würdigten Weislogels Person und Lebensleistung. „Ohne das Logistikzentrum Kehl hätten sich die ZG Raiffeisen Märkte nie so erfolgreich entwickeln können“, sagte Dr. Glaser in seiner Rede. „Mit diesem Instrument sind wir nach wie vor vielen anderen Unternehmen überlegen. Eine ähnliche Einrichtung gibt es nur bei Landi in der Schweiz und beim Raiffeisenverband Salzburg in Österreich.“
Bekannt und geschätzt wurde Weislogel bei der ZG Raiffeisen aber vor allem durch seine persönliche Art, offen, ehrlich und bescheiden, immer um ein ausgewogenes Urteil bemüht. Dennoch habe er sich nie gescheut, seine Meinung zu sagen, auch wenn dies nicht immer der einfache Weg gewesen sei, so Glaser.
Von der Druckerpresse in den Vertrieb
Weislogel ist eigentlich gelernter Siebdrucker. Der gebürtige Kehler arbeitete nach seiner Ausbildung in den 1960er Jahren längere Zeit in seinem Lehrberuf in Druckereien in Offenburg und Hohberg, bevor er zur damaligen „Raiffeisen Zentralgenossenschaft“ (heute ZG Raiffeisen) kam. 1975 schulte er in der Krise der Druckerindustrie auf Industriekaufmann um und fing 1978 beim Raiffeisen-Zentralmaschinenlager Appenweier als kaufmännischer Angestellter an.
Bald zeigte sich, wo seine Talente lagen. Im April 1982 übernahm Weislogel die Leitung des Vertriebes der „Haus- und Gartenmärkte“ in Appenweier, dem Vorläufer der heutigen ZG Raiffeisen Märkte.
Im November 1992 dann der große Schritt zum eigenen Logistikzentrum mit dem „Raiffeisen Märkte Vertrieb Logistik“ (RMV). Vorbild war das Logistikzentrum Lauterach des Raiffeisenverbandes Vorarlberg, auch die Software kam aus Österreich. Bis zur Einführung von SAP blieb es das erste geschlossene Warenwirtschaftssystem der ZG Raiffeisen. Für die umfangreichen Vorbereitungen reiste Weislogel mehrfach nach Österreich, um sich einzuarbeiten.
Eine Welt von Regalsystemen
Das Logistikzentrum Kehl (LKZ) versorgt vom Kehler Hafen aus Kunden und Raiffeisen Märkte an rund 200 Standorten, mit Schwerpunkt Baden, Deutschland und Elsass. In Kehl sind 23 Mitarbeiter für die Gestaltung der logistischen Prozesse zuständig, davon 15 für die operative Abwicklung. 6.000 Artikel werden auf 11.500 Lagerplätzen durch das Lagerverwaltungssystem mit SAP-Schnittstelle verwaltet. Schon allein angesichts der Artikelvielfalt müssen die Lagerarten vielseitig ausgerichtet sein. Artikel von Kleinstteilen wie Ersatzfedern für Rebscheren bis hin zum Heurechen von 2,40 Meter müssen nach logistischen Gesichtspunkten eingelagert, kommissioniert, verpackt und wiederversendet werden. Dafür ist in Kehl eine ganze Welt von Regalsystemen entwickelt worden: Durchlauf,- Hoch,- Sperrigkeits,- Block,- und Schwerlastregale. Geschaffen hat es Logistiker und „Chef-Stapler“ Willi Weislogel.
Das Ziel heißt: Alles aus einer Hand
Nachfolger Frank Honauer dankte seinem Vorgänger und Kollegen für die gemeinsame Zeit und für die gründliche Einarbeitung. Der gelernte Speditionskaufmann und Verkehrsfachwirt arbeitete lange im internationalen Speditionsgeschäft, bevor er sich auf das Logistikfach spezialisierte und 2011 zur ZG Raiffeisen kam. Seine Sporen verdient hat er sich in einer Großdruckerei, als Projektleiter Logistik, dann als Versandleiter.
Entspannen tut der gebürtige Kehler am liebsten in der freien Natur, und auch geschäftlich geht er gern Wege, die noch nicht so ausgetreten sind. „Wir haben eine solide logistische Basis geschaffen“, sagte Honauer. „Aber wir wollen noch besser werden in der Zukunft, und dafür haben wir ein Ziel: Die Versorgung unserer Märkte aus einer Hand. Durch den Bündelungseffekt wollen wir Kosten senken und zugleich für unsere Mitarbeiter in den Märkten Freiräume schaffen.“ Honauer verspricht sich davon eine bessere Warenverfügbarkeit, eine höhere Wertschöpfung im Einkauf sowie mehr Effizienz im logistischen Gesamtprozess, wenn die Stück- und Pickkosten gesenkt werden können.
Willi Weislogel freut sich derweil auf den kommenden Unruhestand, der sicherlich ebensowenig von Langeweile geprägt sein wird wie seine Arbeit. „Bei der ZG Raiffeisen wurde es mir nie langweilig“, sagte Weislogel. „Da ich die Entwicklung der Raiffeisen Märkte beinahe von Anfang an miterleben durfte, war ich auch immer in andere Bereiche eingebunden, wie etwa Sortimentsentwicklung. Diese Vielseitigkeit hat mir sehr viel Spaß gemacht.“ Seine Mitarbeiter überreichten dem passionierten Angler zum Abschied einen Gutschein zur effektiven „Freizeitgestaltung“ im Ruhestand.