Während 2014 vor allem die gefräßige Kirschessigfliege Winzer und Obstbauern im Südwesten in Atem hielt, war das beherrschende Thema in diesem Jahr das Extremwetter mit Höchsttemperaturen und Trockenheit. Die Hitze hat auch den Reben zugesetzt, die Beerenhaut ist oft ausgedörrt und strapaziert. Allerdings waren die Vegetationsbedingungen regional recht unterschiedlich. Während im Kraichgau, in der Ortenau und in Tauberfranken Trockenschäden zu beobachten waren, litten das Markgräflerland und der Kaiserstuhl im Frühsommer unter heftigen Niederschlägen, teilweise mit Hagel.
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Erst dann kam die Hitze, die den Wein-Jahrgang 2015 aber bisher nicht entscheidend gefährden konnte. Der moderate Regen im August habe die Lage wieder entschärft, meint ZG Raiffeisen-Weinbauexpertin Katja Bohnert. Insgesamt kann sie damit auch in diesem Jahr wieder zufrieden sein mit der Pflanzenschutzempfehlung, die die ZG Raiffeisen im Frühjahr an die Winzer in ihrem Arbeitsgebiet ausgegeben hat. "Wir haben sehr gute Wirkungsgrade beim Pflanzenschutz erzielt und in der Praxis mit unserer Empfehlung) keinen Befall", sagt Katja Bohnert.
Nicht jeder Pilz mag es heiß
Im Weinbau muss auch anhaltende Wärme allerdings auch nicht unbedingt so tragische Folgen haben wie bei anderen Kulturen. Im Gegenteil: Peronospora (falscher Mehltau) braucht vor allem Nässe und hatte daher in dieser Saison keine Chance. Nicht einmal die unbehandelte Kontrollvariante im Versuchsfeld weist größeren Befall auf.
Dies sah in den vergangenen Jahren meist anders aus, nämlich in Form eines Totalverlustes. So zeigt der Großversuch stets aufs Neue: Weinbau, der ganz auf Pflanzenschutz verzichtet, egal ob ökologisch oder konventioneller Art, ist nicht überlebensfähig.
Je mehr Luft die Trauben haben, desto besser
Anders sieht es bei Oidium (echter Mehltau) aus, dessen Sporen sich bei Wärme am wohlsten fühlen. Hier ist der Infektionsdruck entsprechend hoch und daher besonderes Augenmerk geboten.
Für ein Ergebnis im Botrytis-Versuch (Grauschimmelfäule) ist es noch zur früh. Interessant sind hier besonders die Experimente mit verschiedenen Ausdünnungsvarianten. Dabei werden verschiedene Mittel ausprobiert, die Größe und Abstand der Beeren beeinflussen. Als Faustregel gilt: Je mehr Luft die Trauben haben, desto geringer ist die Gefahr, dass sich Fäulnis auf engstem Raum ausbreiten kann.
Steter Tropfen spart am meisten bei der Bewässerung
Zufrieden ist Bohnert auch mit dem Praxisersuch nach ökologischen Richtlinien. Statt Herbiziden kam bei der Unterstockbearbeitung eine Flachschar zum Einsatz. Außerdem liegt der bisherige Kupferverbrauch mit 2,3 Kilogramm deutlich unter dem gesetzlich zulässigen Höchstwert von 3 Kilogramm pro Hektar.
"Gefährlich kann es jetzt eigentlich nur noch werden, wenn es über mehrere Tage hinweg stark regnet", sagt Katja Bohnert. "Dann könnten die Trauben aufschwemmen und die von der Hitze arg strapazierte Beerenhaut kann aufbrechen. Diese Risse wären dann eine Einstrittspforte für den Botrytis-Pilz, der im Inneren der Beere seine Nahrung findet."
Die kleinen Helfer des Winzers
In drei Rebgassen gab es außerdem drei verschiedene Arten von Tropfbewässerung zu sehen, die angesichts der großen Trockenheit in den letzten Wochen auf besonderes Interesse stießen. Zusätzlich gibt in diesem Jahr in der Anlage einen Versuch, in dem neun verschiedene Mischungen zur Begrünung des Bodens in den Rebzeilen mit Gräsern, Kräutern und Leguminosen getestet werden. Dies soll das Rebwachstum und die Humusbildung unterstützen, aber auch Nützlinge anlocken wie die Honigbiene, den Siebenpunkt-Marienkäfer oder die Florfliege.
"Guter Pflanzenschutz funktioniert eben nicht nur mit der Spritze", meint Katja Bohnert. "Der Winzer hat zahlreiche natürliche kleine Helfer im Weinberg. Je besser er diese behandelt, desto weniger Schädlinge muss er behandeln." Wie zur Bestätigung erstrahlt gleich zu Anfang in der Rebgasse mit der Wollf-Mischung eine prächtige Sonnenblume.
Zum Thema Pflanzenschutz berät Sie gern <link internal-link internal link in current>Ihre nächste ZG Raiffeisen Agrar-Niederlassung.