Im vergangenen Jahr ist die Maisanbaufläche erneut gestiegen, womit sich der Trend der vergangenen Jahre fortsetzte. Dr. Hubert Sprich, Produktionsmanager beim Geschäftsbereich Pflanzliche Produktion, nannte dafür vor allem zwei Gründe: Zum einen wurden zusätzliche Flächen für die Biogaserzeugung bewirtschaftet. Zum anderen sind vor allem in Nordbaden die erheblichen Auswinterungsschäden und die daraus resultierende Neuaussaat von Mais im Frühjahr verantwortlich für den überdurchschnittlichen Zuwachs. Die wachsende Beliebtheit des Maises sei aber sicherlich nicht nur auf diese beiden Saisoneffekte zurückzuführen. Vielmehr seien es die hohen und stabilen Erzeugerpreise in Kombination mit den Erntemengen der letzten beiden Jahre, die den Maisanbau für die Landwirtschaft so attraktiv machen. Dr. Sprich riet Maisbetrieben dringend, die jetzt entstehenden finanziellen Spielräume in eine intensivere Bodenbewirtschaftung zu investieren, um für weniger gute Jahre vorzusorgen.
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Dieses positive Bild der Kulturpflanze in der Branche wird in der Öffentlichkeit keineswegs immer geteilt. Vielmehr wird Mais häufig als Monokultur wahrgenommen, die das Landschaftsbild verschandele und zulasten der Nahrungsmittelproduktion in die Treibstoffherstellung flössen. Daher ging Gastreferent Dr. Bernd Wührer vom biologischen Pflanzenschutzspezialisten AMW Nützlinge GmbH einmal der bisher kaum gestellten Frage nach, welchen Lebensraum der Mais denn eigentlich biete. Das Ergebnis ist erstaunlich: Die vermeintliche „Wüste Mais“ ist durchaus am Leben, denn er bietet Lebensraum für unterschiedlichste Organismen wie Bodenbakterien, Kräuter, Wildpflanzen, Vögel sowie Insekten und Spinnen.In dieser Hinsicht steht der Mais den anderen Kulturen bei sachgerechtem Anbau in nichts nach.
„Billion Dollar Bug“
Zu kämpfen haben die Maisbauern jedoch nicht nur mit Imageproblemen, sondern vor allem mit zwei alten Bekannten, dem Maiszünsler und dem Maiswurzelbohrer. Beide Schädlinge breiten sich im Süden Deutschlands immer mehr aus und fressen sich langsam nach Norden durch die Maisbestände Badens. Gute Erfolge bei der Bekämpfung erzielt AMW laut Dr. Wührer mit dem Nützling Trichogramma, der Schlupfwespe, ein natürlicher Fressfeind des Maiszünslers.
Anders als beim Maiszünsler ist beim Maiswurzelbohrer sowohl der Käfer als auch die Larve für die Maispflanze gefährlich. So werde das gefräßige Insekt in den USA entsprechend der Milliardenschäden bereits „the Billion Dollar Bug“ genannt. Beim Maiswurzelbohrer ist die wirksamste Gegenwehr laut Dr. Wührer immer eine Kombination von mehreren Maßnahmen, da es sich um einen Quarantäneschädling handele, der mit einem Wirkungsgrad von 100 Prozent bekämpft werden muss. Wührer empfahl dafür Bioinsektizide im Verein mit der gesetzlich vorgeschriebenen Fruchtfolgeunterbrechung. In diesem Zusammenhang warb Dr. Sprich nochmals für Soja als wirtschaftlich interessante Anbaualternative bei der Fruchtfolgeregelung.
Die Qualität hat auch Auswirkungen auf die Vermarktung
Die Schädlingsbekämpfung dient dabei nicht zuletzt auch der Qualitätssicherung der Ernte. Darauf wies Franz Utz hin, Geschäftsbereichsleiter Vermarktung bei der ZG Raiffeisen, der damit den Bogen zur Erzeugerpreisentwicklung schlug. Hintergrund sind die teilweise erheblichen Mykotoxinbelastungen bei Weizen, mit denen manche Partien in der laufenden Ernte zu kämpfen hatten. Diese Qualitätseinbußen könnten auch beim Mais eintreten und würden durch Schädlinge wie den Maiszünsler gefördert, weil dieser den Stengel der Maispflanze anbohre und so das Eindringen von Feuchtigkeit und Pilzerregern fördere. Utz appellierte an die Landwirte, die Gefahren, die vom Maiszünsler ausgingen, nicht zu unterschätzen. Im Anschluss an sein Fazit einer höchst erfreulich verlaufenen Maisernte 2012 wagte Utz außerdem einen Blick in die „Glaskugel“, um seine Einschätzung der Erzeugerpreisentwicklung zu geben.
Besser Vorsorge als Nachsorge
Zu den größten Unsicherheitsfaktoren für die Branche gehören laut Utz neben dem Wetter vor allem die künftigen politischen Rahmenbedingungen. So würden sich indirekt die Effekte der Eurokrise zwangsläufig auch auf die Agrarwirtschaft auswirken. Derzeit seien die haushaltspolitischen Verhandlungen auf EU-Ebene in vollem Gange. Hier könne nun nicht mehr von indirekten Effekten auf die Landwirtschaft gesprochen werden, hier gehe es konkret darum, wie die neue Gemeinsame Agrarpolitik der EU (GAP) ab 2014 aussehen wird.
Insgesamt rieten die versammelten Experten vor allem dazu, die Erträge der beiden letzten guten Maisjahre und die finanziellen Spielräume in die Vorsorge für kommende Zeiten zu investieren, nämlich in Produktions- und Qualitätssicherung. Genannt wurden eine Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit, das Thema Pflanzenschutz mit der Bekämpfung von Unkräutern und Schädlingen, eine rechtzeitige Versorgung mit Teilmengen des jährlichen Düngemittelbedarfs sowie die frühzeitige Absicherung wenigstens von Teilmengen der Ernte. Solange das Verhältnis von Preis und Erntemenge stimme, gelte es, Chancen mitzunehmen und Risiken für die Zukunft zu minimieren.