Einführend zogen die zuständigen Regionalleiter Jörg Heckele, Hans-Jürgen Merchel und Andreas Pistel jeweils für ihre Vertriebsregionen Bilanz für eine Maisernte, die in diesem Jahr ihresgleichen suchte. Während andere Kulturen stark unter dem wechselhaften Wetter litten, gedieh der Mais im Jahr 2011 prächtig. Die frühe Bodenerwär- mung, eine günstige Niederschlagsverteilung sowie gute Erntebedingungen brachten überdurchschnittliche Erträge und moderaten Erntefeuchten.
Ihre liebe Not mit der Rekordernte hatten allein die Trocknungsanlagen an den Erfassungsstandorten der ZG Raiffeisen, die mitunter an die Grenzen ihrer Kapazitäten stießen. Abhilfe hatte zu Beginn der Ernte zunächst das Angebot der ZG Raiffeisen geschaffen, die Trocknungskosten zu deckeln. Die Regionalleiter konnten weitere Investitionen in diesem Bereich in Aussicht stellen.
Die Genossenschaften im Trend der Zeit
In seinem Vortrag über 100 Jahre Tradition der ZG Raiffeisen und ihre künftige strategische Ausrichtung sah Hansjörg Knoll, Geschäftsbereichsleiter Pflanzliche Produktion, die Genossenschaftsidee voll im Trend der Zeit. Nichts zeige dies eindringlicher als die Globalisierung und ihre Folgen. Den steigenden Wettbewerbsdruck und die zunehmende Unberechenbarkeit der Getreidemärkte bezeichnete Knoll als Risiko und Chance zugleich. Angesichts ungewisser globaler Entwicklungen steige der Wunsch nach fairen und zuverlässigen Partnern, um die Risiken der Zukunft gemeinsam zu schultern. Dies zeige sich ganz klar anhand der stetig steigenden Mitgliederzahlen.
Das Zukunftsrezept der ZG Raiffeisen besteht für Knoll vor allem aus zwei Zutaten: Aus einem effektiven Risikomanagement und aus individueller, spezialisierter Betreuung jedes einzelnen Kunden, der auch weiterhin immer im Mittelpunkt stehen werde. Wichtigste Voraussetzung dafür seien und blieben qualifizierte Mitarbeiter.
Nicht ohne Risikomanagement
Den aktuellen Herausforderungen für das Risikomanagement widmete sich Franz Utz, Geschäftsbereichsleiter Vermarktung bei der ZG Raiffeisen. Anhand zahlreicher Indikatoren analysierte Utz die Markt- und Preisentwicklung von der regionalen über die nationale bis hin zur internationalen Ebene. Seine Analyse umfasste die Haupteinflussfaktoren in Demografie, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Manche Daten gäben sicherlich Anlass zur Sorge, die allgemeine Verunsicherung sei verständlich.
Was die Preisentwicklung 2012 betrifft, wollte sich Utz nicht auf eine Prognose festlegen. Es gebe zu viele Unsicherheitsfaktoren, die den Markt beeinflussen könnten. Auf der Basis der Notierungen vom November 2012 nannte Utz einen Erzeugerpreis zwischen 150 und 160 Euro pro Tonne. Utz riet dazu, Teilmengen der kommenden Ernte bereits jetzt zu verkaufen.
Utz bat zugleich um Verständnis, dass die Genossenschaften nicht jedes Marktrisiko vorhersehen oder abfedern könnten. Das Risikomanagement werde künftig weder für die ZG Raiffeisen noch für die Landwirte einfacher. Jedoch biete die ZG Raiffeisen den Landwirten dafür ganzjährig eine Vielzahl verschiedener <link internal-link>Vermarktungsmodelle. Das Angebot reiche von Festpreisen zur Ernte über die Treuhändische Vermarktung bis hin zu Preisabsicherungsmodellen, die einen Mindestpreis garantierten und gleichzeitig die Teilnahme an steigenden Preisen ermöglichten.
Neue Anbaualternativen im Kampf gegen den Maiswurzelbohrer
Größtes Problem im Maisanbau im südlichen Rheintal von Lörrach bis Rastatt bleibt nach Einschätzung von den Experten der ZG Raiffeisen nach wie vor der Maiswurzelbohrer, der sich dort bereits stark ausgebreitet habe. Nordbaden ist von dem Schädling zwar bisher größtenteils verschont geblieben, doch sei dies nur noch eine Frage der Zeit. Künftig werde man auch nördlich von Rastatt nicht mehr um eine entsprechende Fruchtfolgeregelung herumkommen, um dem Vormarsch des Schädlings entgegenzuwirken.
So werden auch hier die Landwirte gezwungen sein, zumindest in jedem dritten Jahr eine andere Kultur als Mais anzubauen. Im südlichen Rheintal habe Winterweizen 2011 überraschend hohe Erträge gezeigt, bei den Sommerkulturen stand Braugerste im Vordergrund der Diskussion. Zum neuen Geheimrezept der ZG Raiffeisen im Kampf gegen die Ausbreitung des Maiswurzelbohrers gehören neuerdings auch zwei relative Exoten: <link internal-link>Soja und <link internal-link>Hirse.
Als strategische Anbaualternative könnten sie im Rheintal mit Erfolg angebaut werden, wie das warme Jahr 2011 gezeigt habe. Beide Kulturen sind inzwischen bei der ZG Raiffeisen in die reguläre Erfassung aufgenommen worden.Wirtschaftlich gesehen wurde Soja als besonders vielversprechend eingeschätzt. Da die Nachfrage nach gentechnikfreien Sojabohnen zunehme, sei hier ein stabil wachsender Markt zu erwarten.
Auf dem weltweiten Düngemittelmarkt hat sich die Situation nach dem vorläufigen Ende der Aufstände im arabischen Raum wieder etwas entspannt, nachdem die Produktion im nordafrikanischen Phosphatabbau wieder angelaufen ist. Die Experten prognostizierten eine stabile bis moderat steigende Entwicklung beim Düngemittelpreis. Vorkäufe zumindest von Teilmengen seien erwägenswert.
Hohe Schwelle bei Höhere Gewalt
Auf großes Interesse stieß der Vortrag von Dr. Christian Halm, der aus seiner Praxis als Fachanwalt für Agrarecht über die gängige Rechtssprechung im Bereich Getreidehandel berichtete. Dabei ging es auch um Schadenersatzansprüche in Fällen von sogenannter höherer Gewalt, etwa nach Unwetterschäden. Dieses Thema stieß erwartungsgemäß auf besonderes Interesse in einem Erntejahr, das unter teilweise extremen Wetterentwicklungen zu leiden hatte.
Anhand von Fallbeispielen konnte Dr. Halm zeigen, wie schwierig es sei, höhere Gewalt bei Schadenersatzforderungen geltend zu machen. Üblicherweise würden solche Ereignisse von den Gerichten nur anerkannt, wenn sie unregelmäßig aufträten, was im Sinne der Rechtssprechung einen Abstand von mehreren Jahrzehnten, wenn nicht Jahrhunderten bedeute.
In der anschließenden Diskussion wurde deutlich, dass sich die Praxis der ZG Raiffeisen bewährt hat, in solchen Fällen möglichst nach flexiblen Lösungen zu suchen. Gerade in diesem Frühjahr seien nach der anhaltenden Trockenheit vor allem in Nordbaden die Angebote für ein „Washout“ und für eine Übertragung von Teilmengen auf das nächste Jahr gut angenommen worden.
Ausstellungsprogramm
Für die richtige Messeatmosphäre sorgten rund um die Fachvorträge über 30 Aussteller mit Technik und Betriebsmitteln rund um den Mais, vom Pflanzenschutzanbieter über Sortenzüchter bis hin zur Hagelversicherung. Aus der ZG Raiffeisen-Gruppe waren die Raiffeisen Baucenter sowie die Geschäftsbereiche ZG Raiffeisen Technik und Energie mit eigenen Ständen vor Ort vertreten.