Verdorrte Maisernte stellt Landwirtschaft vor ungeahnte Herausforderungen

Trockene Aussichten: Vielerorts muss der Mais notreif geerntet werden (Foto: Adobe Stock)
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Seit April hat es kaum geregnet, und noch im September meldet sich der Jahrhundertsommer 2018 immer wieder mit ungewöhnlich hohen Temperaturen zurück. Wochen vor der üblichen Erntezeit ist die Maisernte in Baden bereits größtenteils einfach auf den Feldern verdorrt.

Bei der traditionellen Erntebilanz der ZG Raiffeisen Anfang August war Franz Utz noch halbwegs optimistisch, dass der Mais die Kurve doch noch kriegen kann. Doch der erhoffte Regen ist weitgehend ausgeblieben, anders als etwa in Bayern.

Bereits geschädigte Bestände sind nun noch schneller in Notreife gegangen, und was jetzt noch steht, muss geerntet werden, bevor es einfach umfällt, sechs Wochen vor der üblichen Erntezeit. Teilweise kommt der Mais, der sonst aufwändig auf 15 Prozent Lagerfeuchte heruntergetrocknet werden muss, naturtrocken in die Erfassung.

Am schlimmsten ist der Wassermangel

„Das hatten wir noch nie“, sagt Franz Utz. „Anfang September sorgen wir uns gewöhnlich eher um die ersten Fröste.“ Utz leitet bei der ZG Raiffeisen die Getreide- und Maisvermarktung. In 46 Jahren Tätigkeit im Agrarhandel kann er sich nicht an eine vergleichbare Erntesituation erinnern. Temperaturrekorde gab es 2018 zwar nicht, aber entscheidend sind nicht die Spitzenwerte, sondern die langfristige Wärmesumme.

Verheerender als die Temperaturen ist außerdem der Wassermangel. Die Trockenheit macht den Landwirten gleich doppelt zu schaffen: Erst ernten sie deutlich geringere Mengen, und dann wird der Erzeugerpreis auch noch durch enorme Frachtkosten aufgrund von Niedrigwasser auf den großen Binnenwasserstraßen wie dem Rhein belastet.

Kleinkörnig und gummiartig

„Diese Maisernte kann man nur noch katastrophal nennen“, sagt Utz. Die geerntete Ware ist oft auffällig kleinkörnig, die Körner von gummiartiger Konsistenz. Derzeit wird geprüft, ob die Stärkeindustrie dafür Verwendung hat. Im Schnitt liegen die Erträge bisher bei sechs Tonnen je Hektar, 2017 waren es noch zwölf. Utz rechnet daher damit, dass die ZG Raiffeisen in diesem Jahr deutlich weniger Mais erfassen und vermarkten wird als im Vorjahr. Dies dürfte das Unternehmensergebnis schmälern.

Preisbefestigung bisher unter den Erwartungen

Dennoch haben die Preise beim Mais bisher deutlich weniger angezogen als beim Getreide, bisher rund 30 Euro je Tonne, während Weizen Preissteigerungen von bis zu 50 Euro je Tonne verzeichnen kann. Solange niemand weiß, wie groß die geernteten Mengen weltweit tatsächlich sind, werde sich hier auch nicht viel tun, meint Utz. Schon jetzt lägen die weltweiten Schätzungen deutlich unter dem Verbrauch.

Utz empfiehlt daher allen Landwirten dringend, für ihre Ernte Vermarktungsmodelle zu nutzen, die das Mengen- und Preisrisiko für den Einzelnen neutralisieren. Bei der ZG Raiffeisen sind das exklusiv für Mitglieder die Preisabsicherungsprämie (PAP) und die treuhändische Vermarktung. Beim ersten verbleibt die endgültige Verkaufsentscheidung beim Landwirt, beim zweiten wird diese vom Fachbereich je nach Marktsituation getroffen.

Qualitäten und Erträge regional stark unterschiedlich

Wie schon bei der Getreideernte sind die Erträge und Qualitäten beim Mais quer durch alle Regionen und Höhenlagen extrem unterschiedlich, je nach Boden und Niederschlagverteilung. Manchmal liegen nur wenige Kilometer zwischen guten und schlechten Ergebnissen, weil sich die Wetterlage kaum bewegt: Hier Starkregen, nebenan nieselt es nur leicht.

„Für die Zukunft werden wir als Vermarktungsunternehmen noch flexibler auf solche Situationen reagieren müssen“, sagt Utz.

Fragen zur Ernte beantworten gern die <link internal-link internal link in current>Ansprechpartner im Geschäftsbereich Vermarktung oder in Ihrer nächsten <link internal-link internal link in current>ZG Raiffeisen-Niederlassung.

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