„Ein Unfall hält sich nicht an Schichtpläne und Brände brechen nicht nur nach Feierabend aus. Das heißt für Arbeitgeber: Sie müssen improvisieren, wenn ein Mitarbeiter während der Arbeitszeit alarmiert wird, um Menschen in Not zu helfen“, sagte Thomas Strobl bei der Feierstunde am 26. September 2018 im Landratsamt Villingen-Schwennigen.
„Wer seine Freizeit für andere Menschen opfert, wer sogar bereit ist, sich für andere in Gefahr zu begeben, braucht ein Umfeld, das ein solches Engagement unterstützt.“
Der Minister betonte, wie unverzichtbar das freiwillige Engagement der vielen ehrenamtlichen Helfer in Rettungsdiensten und Katastrophenhilfe für die Gesellschaft sei. Diese Motivation müsse man unbedingt auch am Arbeitsplatz unterstützen, denn die Belastung durch die ehrenamtlichen Rettungseinsätze sei hoch genug. „Mit dieser Auszeichnung wollen wir diesen Arbeitgeber als Land unsere Anerkennung und Wertschätzung entgegenbringen“, so Strobl.
Ohne Ehrenamt funktioniert kein Katastrophenschutz
Ausgezeichnet wurden stellvertretend für ihre Arbeitgeber Mitarbeiter aus insgesamt 24 Unternehmen in Baden-Württemberg, die sich im sogenannten Bevölkerungsschutz engagieren können, die also im Notfall auch während der Arbeitszeit zu Einsätzen der Freiwilligen Feuerwehr, Rotem Kreuz, Technischem Hilfswerk oder Rettungsdiensten ausrücken dürfen. Minister Strobl wies darauf hin, dass viele dieser Einrichtungen dringend auf ehrenamtliche Mitglieder angewiesen sind und der Katastrophenschutz in Deutschland ohne diese Hilfe gar nicht voll einsatzfähig wäre.
Dieses „Improvisieren“ funktioniert auch bei der ZG Raiffeisen Agrar-Niederlassung in Pfullendorf-Menningen, die zu den ausgezeichneten Betrieben gehört. Sascha Schweikart, Ottmar Simeon und weitere Mitarbeiter sind dort bei verschiedenen Freiwilligen Feuerwehren im Umland aktiv. Wenn es mal brennt und einer oder mehrere von ihnen alarmiert werden, entscheiden sie gemeinsam, ob und wer zum Einsatz geht, je nachdem, wieviel im Geschäft gerade los ist.
Vor allem eine Frage der Organisation
Das klappt ziemlich gut, dank der Unterstützung der anderen Kollegen, die dann kurzfristig übernehmen, und weil ihr Chef dafür großes Verständnis hat. Kein Wunder, denn Niederlassungsleiter Hubertus Buhl ist selbst Gruppenleiter bei der Freiwilligen Feuerwehr in Hohenfels.
„Mit den Einsätzen allein ist es ja nicht getan, das vergessen leider manche bei dem Thema“, meint Buhl. „Rettungsdienste müssen schließlich wissen, was sie tun, wenn es darauf ankommt, also müssen wir auch üben. Meistens klappt das aber wunderbar. Es ist vor allem eine Frage der Organisation.“
Das fanden Ottmar Simeon und seine Kollegen so gut, dass sie ihren Chef ohne dessen Wissen heimlich für die Auszeichnung im Ministerium vorschlugen. Diese Überraschung ist ihnen geglückt.
Ehrenamt kommt auch der Personalentwicklung zugute
Die Laudatoren des Abends unterstrichen in ihren Dankesbotschaften neben dem gesellschaftlichen Aspekt auch die positiven Impulse, die eine ehrenamtliche Tätigkeit für die Persönlichkeitsentwicklung von Mitarbeitern bedeute. Sie fördere soziale Kompetenzen wie Einsatzbereitschaft, Belastbarkeit und Führungsqualitäten, von denen am Ende immer auch die Unternehmen profitieren würden. Dennoch sei es nicht selbstverständlich, dass Arbeitgeber ihren Mitarbeitern diesen ehrenamtlichen Einsatz ermöglichten.