Abgesehen von der sinkenden Milchleistung bis hin zum Totalverlust kostet die Behandlung vor allem viel Zeit, Geld und Nerven. In seinem Grußwort zur Eröffnung wies RKW-Geschäftsführer Bernhard Stoll darauf hin, dass rund die Hälfte der Kühe in Deutschland mit Symptomen von Eutererkrankungen zu kämpfen habe. Stoll erinnerte daran, dass dieses Thema nicht einfach nur ein Produktionsproblem sei, sondern auch die Einstellung des Verbrauchers beeinflusse. Stoll nannte die Stichworte Tierwohl, Tiergesundheit und gesunde Lebensmittel.
Im Eröffnungsvortrag rechnete Mathias Harsch vom Landwirtschaftlichen Zentrum Baden-Württemberg in Aulendorf (LAZBW) vor, welche wirtschaftliche Bedeutung Eutererkrankungen annehmen können. So koste die Behandlung einer klinischen Mastitis im Schnitt über 400 Euro – pro Tier. Insgesamt kosteten Erkrankungen in Deutschland jährlich zwischen 10 bis 20 Prozent der Milchproduktion im Wert von rund 1 bis 2 Milliarden Euro. So jedenfalls die Schätzung von Dr. Reinhard Tschiskale von der Milchherden-Betreuungs- und Forschungsgesellschaft (MBFG).
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Zu den größten Herausforderungen bei der Bekämpfung von Eutererkrankungen zählt laut Tschischkale die Eliminierung des Erregers in einem infizierten Bestand. Seine Empfehlung ist so originell wie einfach: Die erkrankten Rinder durch Tests identifizieren und vom gesunden Bestand separieren. Zur kompletten Vorsorge gehört natürlich auch die richtige Fütterung, über die Produktionsmanager Dr. Uwe Kaminski vom RKW Kehl sprach. Der Infektionsdruck steige bei mangelnder Futterhygiene, etwa durch Mykotoxine in verschmutzten und erwärmten Silagen. Kaminski empfahl als Gegenmaßnahme Kräuteressenzen im Futter, die es das RKW Kehl seinen Spezialfuttermischungen zugebe. Diese stimulierten die natürlichen Prozesse im Tier und würden so über einen verbesserten Leberschutz helfen, die Immunabwehr ohne Chemie zu steigern. Ansonsten empfahl Kaminski vor allem Geduld: „Mit der Zeit wird aus Gras Milch!“
Homöopathie, aber nicht in Dosen
Großes Interesse fand vor allem der Vortrag von Tierheilprakterin und Bäuerin Angela Lamminger-Reith über ein eher ungewöhnliches Thema: Homöopathie für Rinderhalter. Mit einer modernen Naturheilkunde in der Milchviehhaltung bestehe die Hoffnung auf einen natürlichen Ausweg aus dem Teufelskreis der Antibiotikaresistenzen, die für die Tierhaltung immer mehr zum Problem werde und Landwirte wie Verbraucher zunehmend abstoße. Lamminger stellte gleich zu Anfang klar, dass das Problem nicht die Antibiotika an sich seien, sondern vielmehr deren permanenter Einsatz entgegen ihrem eigentlichen Bestimmungszweck, nämlich als ultima ratio gegen lebensbedrohliche Erkrankungen bei Mensch und Tier. Leider gebe es gegen diese naturheilkundlichen Methode immer noch viele Vorurteile, obwohl diese ihren esoterischen Beigeschmack längst verloren habe. „Wasser ist ein hervorragender Informationsspeicher“, sagte Lamminger. „Es transportiert die Informationen aus den Globoli zum Organismus des Tieres. Wir leben doch im Informationszeitalter. Die Daten, die durch ein Glasfaserkabel geschickt werden, kann man doch auch nicht sehen."