Mit ihren unabhängigen Pflanzenschutzversuchen sind die Weinbauempfehlungen der beiden Hauptgenossenschaften bei den Winzern gefragt. Rund 200 Exemplare gingen in Nieder-Olm allein am ZG Raiffeisen-Stand über die Theke. In insgesamt vier gemeinsamen Großversuchen in den bekannten deutschen Weinanbaugebieten Mosel, Rheinhessen, Südpfalz und Baden sammeln die beiden Hauptgenossenschaften Erkenntnisse, die in ihre jährlichen Weinbauempfehlungen an die Winzer in ihren Regionen einfließen. Seit 2012 testet die ZG Raiffeisen auf dem Aspichhof bei Ottersweier Pflanzenschutzmittel gegen die häufigsten Rebpilzerkrankungen Botrytis (Grauschimmelfäule), Oidium (echter Mehltau) und Peronospora (falscher Mehltau).
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Mit Spannung erwartet wurden vor allem die Erkenntnisse aus der rein biologischen Demo-Parzelle, die 2014 auf dem Aspichhof hinzugekommen ist. Erfreulicherweise konnten die Weinbauberater aus Köln und Karlsruhe 2014 erneut feststellen, dass sie mit ihren Spritzempfehlungen richtig lagen.
„Bei Oidium und Peronospora hatten wir Wirkungsgrade von 97 Prozent“, sagt Katja Bohnert, Produktmanagerin Sonderkulturen bei der ZG Raiffeisen. Allerdings war der Infektionsdruck bei den gewohnten Rebpilzerkrankungen in der vergangenen Saison eher gering. Die größte Sorge der Winzer ist und bleibt derzeit die Kirschessigfliege, die 2014 erstmals auch im Weinbau massiv als Schädling aufgetreten ist.
Die Bio-Wirkstoffe müssen den Vergleich nicht scheuen
Die getesteten Bio-Wirkstoffe können sich im Vergleich mit den konventionellen Mitteln absolut sehen lassen: „Die Ergebnisse und die Wirkungsgrade sind vergleichbar“, sagt Katja Bohnert. „Biologischer Pflanzenschutz ist halt immer mit einem gewissen Mehraufwand verbunden. Er bedeutet mehr Handarbeit, mehr Anwendungen, mehr Dokumentation.“ Trotzdem suchten viele Anbieter inzwischen ganz bewusst nach biologischen Lösungen und praktizieren Hybridanbau, wenn es geht, also eine Kombination von konventionellen und biologischen Mitteln.
In diesem Weg sieht auch Katja Bohnert die Zukunft: „Wir testen und empfehlen jedenfalls weiterhin beides.“ Allerdings werde es noch einige Zeit dauern, bis wirklich belastbare Daten aus dem Langzeitversuch vorliegen. "Immerhin bauen sich solche Rebkrankheiten über Jahre hinweg auf.“
Kein Kraut gewachsen gegen die Kirschessigfliege?
Im Kampf gegen die Kirschessigfliege können die Weinbaurater nun immerhin auf erste Erfahrungen zurückgreifen. Das Problem sei vor allem die explosionsartige Vermehrung des Schädlings, der sich mit dementsprechender Geschwindigkeit in ganz Baden ausbreite. „Die Mittel, die es bisher gegen die Kirschessigfliege gibt, wirken schon – und stammen übrigens auch aus dem biologischen Anbau“, meint Katja Bohnert. „Aber es ist nicht leicht, den richtigen Zeitpunkt für die Maßnahme zu treffen.“
Keine Entwarnung
Auch wenn die Bedrohung durch Oidium und Peronospora in der vergangenen Saison geringer ausfiel als befürchtet, sieht Katja Bohnert keinen Anlass zur Entwarnung. Probleme gab es vor allem mit Spätinfektionen im Juli und August, und wenn der Winter so mild bleiben sollte wie im Januar, können Erreger überwintern. Bekannte Gefahrenlagen sollten daher unbedingt frühzeitig auf Befall kontrolliert werden, rät sie.
Die Weinbaumempfehlung gibt es kostenlos im Posterformat bei <link sonstiges standortfinder internal-link>Ihrer nächsten ZG Raiffeisen Agrar-Niederlassung.